Der Ausschussvorsitzende stellte Herrn Wilhelm Schulze von der Stabsstelle Demografischer Wandel und Sozialplanung des Kreises Heinsberg und Herrn Prof. Dr. Torsten Bölting vom Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung (InWIS) vor und bat die Herren, zum Tagesordnungspunkt vorzutragen.

 

Eingangs erläuterte Herr Schulze die Beweggründe zur Aufstellung der Studie. Im Jahr 2017 hätte es im Kreistag einen Antrag zur Gründung einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft gegeben. In diesem Zusammenhang hätte man sich dazu entschlossen, zunächst eine entsprechende Studie in Auftrag zu geben, die als Grundlage zu einer Diskussion über die zukünftige Ausgestaltung der Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik im Kreis Heinsberg dienen sollte. Die Wohnungsmarktstudie sei als Handreichung für den Kreis und die Kommunen zu verstehen, ohne in die kommunale Steuerungshoheit eingreifen zu wollen. Die Erstellung der Studie mit der Grundlagenanalyse, den Workshops und den Sitzungen der Steuerungsgruppe hätte ca. 2 Jahre in Anspruch genommen. Im Ergebnis hätte sich kein markantes Merkmal gezeigt, es hätte sich  jedoch eine Entwicklung von der Wohnungspolitik zu Wohnpolitik abgezeichnet. Der Kreistag würde die Wohnungsmarktstudie auswerten und die entsprechenden Konsequenzen für den Wohnungsmarkt ziehen. Ebenso seien jetzt die Kommunen gefragt.

 

Prof. Dr. Bölting vom Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung (InWIS) stellte anhand einer der Niederschrift als Anlage beigefügten Power-Point-Präsentation die Studie im Einzelnen vor. Neben der üblichen Auswertung von vorliegendem statistischem Material sei auch die Befragung repräsentativer Haushalte Grundlage für die Studie gewesen. Im Kreis Heinsberg sei ein Bevölkerungswachstum bei einem stabilen Arbeitsmarkt sowohl im städtischen als auch im ländlichen Raum festzustellen, wodurch eine steigende Nachfrage am Wohnungsmarkt bestünde. Bei den betrachteten Quartieren habe man die für die Erstellung des Pflegebedarfsplanes vorgenommene Einteilung übernommen. Für Geilenkirchen seien im Gegensatz zum übrigen Kreisgebiet keine Wanderungsverluste sogenannter „Starterhaushalte“ (18-25 J.) zu verzeichnen und nannte als Grund hierzu die überaus guten Ausbildungsangebote in Geilenkirchen selbst und die gute Anbindung zum Universitätsstandort Aachen. Generell sei bei einer stabilen Bevölkerung eine steigende Nachfrage nach kleineren Wohnungen zu verzeichnen. Als Grund nannte er die steigende Zahl der Singlehaushalte, wobei diese keiner speziellen Altersgruppe zugeordnet werden könnten und sowohl aus jungen als auch älteren Menschen bestünden. Die Mieten lägen in Geilenkirchen leicht unter dem Durchschnitt. Da künftig jedoch Sozialwohnungen aus der Preisbindung fallen würden, bestünde hier Bedarf. Bei den Einwohnern des Kreises Heinsberg sei eine sehr hohe Zufriedenheit mit der Wohnsituation festzustellen. Gemessen an den aktuellen Zahlen sei es zur Aufrechterhaltung des Niveaus jedoch notwendig, die Bautätigkeit zu verdoppeln, um dem prognostizierten Bedarf gerecht zu werden, wobei hierfür keine zentrale Empfehlung für die Umsetzung gegeben werden könne. Es sei notwendig, den Wohnungsbestand attraktiv zu halten und weiter zu entwickeln, um die ländlichen Wohnlagen zu stabilisieren und nannte in diesem Zusammenhang Banken, die Gründung bewohnergetragener Genossenschaften und die Träger der Wohlfahrtspflege als mögliche Akteure. Eine Profilierung als regionaler Standort würde auch für junge Leute dörfliches Leben interessant machen. Eine Profilierung als Wohnstandort könne dazu beitragen, die Fachkräftesicherung in der Region voranzutreiben. Abschließend sprach er sich für eine Fortführung des Interkommunalen Austausches zum Wohnungsmarkt auf Ebene der Steuerungsgruppe ggf. um weitere Akteure des Wohnungsmarktes aus, um den Markt weiter zu beobachten und entsprechend reagieren zu können.

 

Herr Weiler bedankte sich für den interessanten und spannenden Vortrag und fragte nach, ob auch aus den Ballungszentren Aachen bzw. Düsseldorf ein Zuzug stattfinde.

 

Prof. Dr. Bölting beschrieb das Kreisgebiet als stark heterogen. Für viele Familien sei die Bildung von Wohneigentum aus finanziellen Gründen nur außerhalb der Ballungszentren möglich und so sei man bereit, ins Kreisgebiet zu ziehen, wenn eine entsprechende infrastrukturelle Anbindung vorhanden sei, wobei er hier beispielhaft gute Bahnverbindungen zu den Ballungszentren nannte. Derartige Wanderungsverpflechtungen seien jedoch nicht zu prognostizieren.

 

Herr Rainer Jansen fragte nach, wann die Grundlagendaten aufgenommen wurden und ob die aktuellen Bauvorhaben bereits Berücksichtigung gefunden hätten.

 

Prof. Dr. Bölting nannte das Jahr 2014 für die Ermittlung der Haushalte und 2017 für die Bauzahlen.

 

Herr Rainer Jansen richtete die Frage an die Verwaltung, ob es angedacht sei, aufgrund der Handlungsempfehlungen gemeinsam mit der Entwicklungsgesellschaft und der Kreissparkasse ein Konzept zur Umsetzung der genannten Ideen zu erstellen.

 

Nach Ansicht von Herrn I. Beigeordneten Brunen sei die Erstellung eines Konzeptes auf Grundlage der Wohnungsmarktstudie zu hoch gegriffen. Sicherlich habe man die Bedarfe in den jeweiligen Segmenten erkannt und werde hier entsprechend handeln.

 

Herr Alexander Jansen pflichtete Herrn Brunen bei. Er verwies auf das Strategiepapier zur Baulandentwicklung (siehe Vorlage 0891/2016), in dem man ähnliche Feststellungen dokumentiert habe. Man sei dabei, diese Erkenntnisse umzusetzen und er nannte entsprechende Beispiele. Die Detailaussagen der Wohnungsmarktstudie werde man nutzen und dieses fortschreiben; ein völlig neues planerisches Konzept sei aus seiner Sicht jedoch nicht notwendig.

 

Herr Rainer Jansen betone, dass ein erheblicher Bedarf an Mietwohnungen und hier an kleineren Wohnungen bestünde und wollte wissen, was zur Deckung des Bedarfes angedacht sei.

 

Herr Brunen verwies auf die jüngsten Bebauungspläne. Man hätte dieses Problem erkannt und würde auch in künftigen Bauleitplanverfahren durch entsprechende Festsetzungen den Bau von Mehrfamilienhäusern vorantreiben.

 

Herr Alexander Jansen ergänzte, dass man bereits viele Versuche gestartet habe, neben der Ausweisung entsprechender neuer Bauflächen auch vorhandene Brachen zu aktivieren. Bislang seien all diese Bemühungen jedoch nur teilweise erfolgreich gewesen. Bei den Eigentümern sei hier noch viel Überzeugungsarbeit notwendig.

 

Herr Grundmann richtete den Fokus auf Nachhaltigkeit. Gerade auf den Dörfern sei ein erheblicher Leerstand von Wohnhäusern zu beobachten und nannte hierzu beispielhaft Leerstände in der Ortschaft Lindern. Er richtete die Frage an Herrn Prof. Dr. Bölting, ob es Förderprogramme gebe, um diesem Phänomen entgegenzuwirken.

 

Prof. Dr. Bölting stellte fest, dass es schwierig sei, hier eine Förderung zu erhalten und nannte beispielhaft ortsbildprägende Bauten als potentielle Förderobjekte. Die Eigentümerstruktur sei oft als Ursache der Leerstände auszumachen und verwies hier auf unterschiedliche Zielsetzungen innerhalb von Erbengemeinschaften. Manchmal gäbe es jedoch auch Investoren, die aufgrund ihrer persönlichen Verbundenheit mit der Region aktiv würden. Es sei äußerst schwierig, hier steuernd einzugreifen und Erfolge seien hier eher zufällig.

 

Auch Herr Eggert lobte die vorgelegte Studie und wollte wissen, ob die Fördermöglichkeiten ausgeschöpft würden.

 

Aus Sicht von Herrn Prof. Dr. Bölting sei die Wohnungsbauförderung im Kreis Heinsberg ausreichend. Die vom Land bereitgestellten Mittel würden immer vollständig abgerufen. Weiter würden bei der Modernisierung von Bestandsimmobilien Tilgungsnachlässe gewährt. Der Kreis als zuständige Behörde berate potentielle Investoren wobei jedoch festzustellen sei, dass die Wohnungsbauförderung kein einfaches Instrument sei.

    

Herr Winands wollte wissen, ob eine Wohnungsbaugenossenschaft das geeignete Instrument im Wohnungsbau sei.

 

Prof. Dr. Bölting sprach von einer Renaissance der Genossenschaften, wobei die Gründung nicht einfach sei. Er hielt die Bildung von Baugruppen für das geeignetere und weniger aufwendigere Instrument, entsprechende Vorhaben umzusetzen.