Sitzung: 11.11.2020 Rat der Stadt Geilenkirchen
Beschluss: Mehrheitlich beschlossen.
Abstimmung: Ja: 23, Nein: 16, Enthaltungen: 0, Befangen: 0
Beschluss:
Der Vorentwurf des Bebauungsplanes Nr. 115 der Stadt Geilenkirchen, Geltungsbereich: "Fliegerhorstsiedlung Teveren" östlich und westlich der Lilienthalallee wird aufgehoben. Die Verwaltung wird beauftragt, gemeinsam mit dem Planungsbüro unverzüglich einen neuen Vorentwurf zum Bebauungsplan Nr. 115 zu erarbeiten. Die Belange der Anwohnerinnen und Anwohner der Fliegerhorstsiedlung Teveren sind weitestgehend zu berücksichtigen und in einer vorgeschalteten Bürgerbeteiligung zu eruieren. Die Festsetzungen des neuen Vorentwurfes werden ausführlich und für die Anwohner verständlich begründet.
Bürgermeisterin Ritzerfeld gab den Antragstellern Gelegenheit
zur Präsentation ihres Antrages.
Stadtverordneter Benden erklärte, dass er die Begründung des
Antrags kurz halten werde. Wenige Siedlungen hätten sich so aktiv zu Wort
gemeldet wie die Fliegerhorstsiedlung. Unter anderem sei der Protest bereits in
die Vorgärten der Siedlung hinein getragen worden – in Form von Schildern und
Plakaten. Der Vorentwurf werde in der vorliegenden Form durch die Mehrheit der
Anwohnerinnen und Anwohner abgelehnt. Er wolle jedoch betonen, dass weder
politische Gremien oder die Verwaltung etwas falsch gemacht hätten. Sachlich
sei alles richtig. Doch die Menschen in der bestehenden Siedlung könnten keinen
Bebauungsplanvorentwurf akzeptieren, der ihnen im Nachhinein auferlegt werde
und in so massiver Weise keine Zustimmung erfahre. Alle anderen Baugebiete
seien nicht vergleichbar, da Käufer hier wüssten, was auf sie zukomme. In der
Fliegerhorstsiedlung sei dies anders gewesen. Es habe bereits großen Unmut
gegeben, als es um die Kanal- und Straßenerneuerung gegangen sei. Die Angst sei
momentan sehr groß, dass keine weiteren Eingaben zu den Vorstellungen zum
Bebauungsplan gemacht werden könnten. Es sei an der Zeit, das Vertrauen der
Einwohnerinnen und Einwohner zurückzugewinnen. Daher sollte das Verfahren neu
aufgerollt werden. Der Vorschlag der Verwaltung, Workshops anzubieten, sollte
aufgegriffen werden, wenngleich dies in Zeiten von Corona nicht direkt
umgesetzt werden könnte. Von Anfang an müsse nun signalisiert werden, dass alle
in einem Boot sitzen würden. Es werde der Dialog gesucht; da sei die Verwaltung
mit dem Beigeordneten Scholz und der Bürgermeisterin gut aufgestellt, um das
Ganze fair anzupacken.
Stadtverordneter Schumacher erklärte, dass der Entwurf vielleicht
nicht allen Vorstellungen entspreche. Doch die Verwaltung arbeite seit einer
geraumen Zeit an dem Thema und habe bereits viele Einzelgespräche mit
Bürgerinnen und Bürgern geführt. Die Signale seien gehört worden und der nun
eingeschlagene Weg, im Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern, sei positiv. Er
verstehe daher den Vorwurf insbesondere seiner Fraktion gegenüber nicht, dass
über Köpfe hinweg entschieden werden solle. Der Vorschlag der Fristverlängerung
auf den 31.01.2021 sei vom damaligen Fraktionssprecher der CDU, Herrn Weiler,
unterbreitet worden. Er warne davor, bei den Anwohnerinnen und Anwohnern die
Illusion entstehen zu lassen, dass bei Rücknahme der bisherigen Planung ein
Wunschkonzert entstehe. Dies könne auch in Zukunft nicht der Fall sein. Er sei
der Meinung, dass das bisherige Verfahren unter Beachtung der neuen Frist
weiter verfolgt werden sollte. In Zukunft müsse die Verwaltung vielleicht noch
genauer prüfen, was externe Planungsbüros vorlegen. Doch in der vorliegenden
Angelegenheit sollte man beim Beschluss aus der letzten Ratssitzung bleiben und
im Bewusstsein der Verantwortung für die betroffenen Bürgerinnen und Bürger
weiter planen. Immerhin müssten gleiche Maßstäbe für alle
Bebauungsplanverfahren angelegt werden.
Stadtverordneter Kravanja führte aus, dass seine Fraktion dem
Antrag zustimmen werde. Es sei auch heute noch einmal deutlich geworden, dass
eigentlich alle das gleiche Ziel verfolgen würden. Nur die Herangehensweise sei
unterschiedlich. Wichtig sei zu betonen, dass auch ein im Einvernehmen mit den
Bürgerinnen und Bürgern erstellter Bebauungsplan in der Endfassung Menschen in
gewisser Weise einschränken werde. Doch man sollte die Bürgerinnen und Bürger
auf dem Weg dahin mitnehmen. Dass dies bisher versäumt worden sei, sei deutlich
zu spüren. Sachlich sei alles richtig gelaufen; doch man habe die Menschen
nicht mitgenommen. Diese Feststellung sei nicht als Vorwurf zu sehen. Er könne
nur dafür werben, dass die Menschen nun auf dem Weg mitgenommen werden. Daher
sollte alles neu gestartet werden.
Stadtverordnete Hensen teilte mit, dass die
Fliegerhorstsiedlung zu ihrem Wahlbezirk gehöre und sie über die Probleme der
Anwohnerinnen und Anwohner in Bezug auf den Bebauungsplan unterrichtet sei.
Einige Personen hätten das Gespräch mit der Stadtverwaltung gesucht, der sie an
dieser Stelle ihren Dank ausspreche. Es sei hart und gut gearbeitet worden. Sie
werde bei der heutigen Entscheidung im Interesse der Bürgerinnen und Bürger
ihres Wahlbezirks stimmen und daher dem Antrag zustimmen. Sie schließe sich
damit nicht dem Willen ihrer Fraktion an, wenngleich sie deren Meinung durchaus
respektiere. Dies habe sie im Vorfeld mit dem Fraktionsvorsitzenden und den
Fraktionsmitgliedern besprochen.
Stadtverordneter Conrads rief in Erinnerung, dass durch die
Zustimmung zum Antrag eine neue Rechtssituation geschaffen werde. Zudem
verliere man mehrere Monate Zeit; man schaffe eine Situation wie zum
01.09.2020. Der Zeitverzug könne in keinem Fall im Interesse der Anwohnerinnen
und Anwohner sein. Zudem werde es nicht besser. In der ursprünglichen Fassung
seien bis zum 31.01. Bürgerbeteiligungen u.a. in Form von Workshops geplant
gewesen. Genau das Gleiche werde nun wieder angeboten. Das neue Verfahren koste
Zeit und Geld, auch wenn manche der Meinung seien, dass 5.000 € ein
überschaubarer Betrag sei. Es sei infam den Eindruck zu erwecken, dass nun
alles völlig anders laufen werde. Auch bei einem Neubeginn seien alle
rechtlichen Vorschriften erneut in der gleichen Weise zu beachten. Er plädiere
dafür, dass die Personen, die nicht an eine Fraktionsmeinung gebunden seien,
gegen den Antrag stimmen würden.
Stadtverordneter Kleinen eröffnete, dass seine Fraktion für
den Antrag stimmen werde. Zwar würden sie nach wie vor die Meinung vertreten,
dass zu viel hin und her nicht erwünscht sei. Dem Beschluss am 02.09. hätten
sie auch zugestimmt und die Verlängerung des Beteiligungsverfahrens sei positiv
gewesen. Seine Fraktion habe in der Zwischenzeit Gelegenheit gehabt, mit
zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern aus der Fliegerhorstsiedlung ins Gespräch
zu kommen. Beide Seiten hätten ihre Standpunkte noch einmal deutlich machen
können. Vielleicht sei eine Seite auch im allgemeinen Wahlkampfgeplänkel
negativ beeinflusst worden. Und wenn der heutige Antrag verabschiedet werde,
beginne das Verfahren bei Null. Die Entscheidung seiner Fraktion sei
politischer Natur, denn der Beschlussvorschlag der Verwaltung sei vollkommen
nachvollziehbar und umsetzbar. Doch das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger
habe massiv gelitten. Und nun gelte es, dieses Vertrauen zurück zu gewinnen. Er
hoffe, dass kein Präzedenzfall geschaffen werde.
Stadtverordneter Banzet erläuterte, dass eigentlich bereits
alles im September gesagt worden sei. Nun müsse das Vertrauen der Bürgerinnen
und Bürger zurück gewonnen werden. Und dies könne nur durch Rücknahme des
Beschlusses aus September und dem Neustart des Verfahrens erfolgen.
Stadtverordneter Weiler wiederholte, dass die Verlängerung der
Frist zur Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger aus den Reihen der CDU
Fraktion gekommen sei. Fakt sei, dass nun versucht werde, alles zurückzudrehen.
Ein Prozess der passabel angelaufen sei, solle nun gestoppt werden. Eine
vorgeschaltete Bürgerbeteiligung habe es bisher nicht gegeben. Wenn nun die
Verwaltung aufgefordert werde, einen neuen Vorentwurf zu entwickeln, stelle
sich aus seiner Sicht noch immer die Frage, welche Fristen im Speziellen für
die Bürgerbeteiligung und die Einreichung von Ideen aufgenommen werden sollen.
Im Beschluss im September sei großzügig der 5fache Zeitrahmen gewährt worden.
Im Weiteren gab Herr Weiler einen Überblick über das bisherige Verfahren. Alle
würden sich eine Bürgerbeteiligung wünschen. Dies sei aber auch beim bisherigen
Plan der Fall. Daher bleibe die CDU bei ihrer Haltung.
Bürgermeisterin Ritzerfeld dankte für die rege Beteiligung.
Sie fühle sich inhaltlich zurückerinnert an die Ratssitzung vom 02.09.2020. Im
Grunde würde inhaltlich jeder das Gleiche wollen; mit den Bürgerinnen und
Bürgern der Fliegerhorstsiedlung in einem strukturierten Verfahren in den
Dialog treten. Nur die Ansichten über die Umsetzung würden auseinander gehen.
Eine politische Entscheidung müsse auf jeden Fall getroffen werden. Die
Bürgermeisterin machte darauf aufmerksam, dass auch wenn nun „die Rolle rückwärts“
gemacht werde, das gesamte Verfahren nicht mehr durchgeführt werde. Maßnahmen
seien erforderlich und über einzelne Dinge müsse auch bei einem Neustart erneut
geredet werden. Im Ergebnis würden auch am Ende dieser Diskussion nicht alle
zufrieden gestellt; dies liege in der Natur der Sache. Und auch sie sei durch
die Siedlung gefahren und habe die Protestschilder in den Vorgärten gesehen.
Sie habe den Eindruck, dass nun alles gesagt worden sei und rief zur Abstimmung
über den Punkt auf.
Abstimmungsergebnis:
Ja: |
23 |
Nein: |
16 |
Enthaltung: |
0 |