Beschluss: Zur Kenntnis genommen.

Frau Krollmann berichtete als Leitung der Koordinierungsstelle „Frühe Hilfen“ im Kreis Heinsberg über deren Arbeit und erläuterte die rechtlichen Hintergründe, auch bzgl. der Finanzierung. Im Jahr 2012 sei vom Bund das Modellprojekt der „Frühen Hilfen“ ins Leben gerufen worden. Seit 2014 gebe es die Stelle im Kreis Heinsberg als Zusammenschluss der fünf Jugendämter im Kreis, da jedes Jugendamt einzeln nicht viel mit der Förderung habe anfangen bzw. bewirken können. Das Modellprojekt sei 2015 in eine Bundesstiftung umgewandelt worden, welche Fördergeber geworden sei. Zusätzlich zu den Förderungen trage jede Kommune einen Eigenanteil. Maßgebend für die Förderung sei jeweils die Anzahl der Kinder unter drei Jahren im SGB II-Bezug. Geilenkirchen stünde gut da, so dass man anteilig weniger Förderung von der Stiftung erhalte. Insgesamt seien die Zielgruppen jedoch nicht nur die Sozialleistungsbezieher, sondern alle (werdenden) Eltern.

 

In den letzten Jahren sei ein breites Netzwerk mit inzwischen 68 Netzwerkpartnern aufgebaut worden, auf der Homepage der Koordinierungsstelle finde man zudem etwa 400 Adressen mit verschiedensten Anbietern und Angeboten im Kreisgebiet Heinsberg. Man stehe zudem in regelmäßigem Kontakt mit den Jugendämtern um Bedarfe zu ermitteln und hierzu passende Angebote oder Projekte konzipieren zu können. Zuletzt habe man (auch aufgrund der Corona-Pandemie) das Projekt „Kinder unter drei bleiben handyfrei“ mit Comic-Flyern aufgelegt, welche die Wirkung von Handynutzung auf die Kleinsten aufgrund von Forschungsergebnissen vermitteln sollen.

 

Während der Zeit der großen Flüchtlingswelle habe man sich mit besonderem Augenmerk in Zusammenarbeit mit dem Integrationsnetz sowie Dolmetschern an Mütter mit Migrationshintergrund gewandt, da schon aufgrund kultureller Unterschiede in Bezug auf Geburt, Erziehung oder auch Hygiene Vermittlungsbedarf gesehen wurde. Hierzu sei ein umgebauter Bauwagen genutzt worden, mit welchem die Asylunterkünfte in den jeweiligen Kommunen angesteuert wurden. Dieser werde inzwischen auch für weitere Themen verwandt. Neben solchen Projekten habe man auch weiteres Informationsmaterial zusammengestellt um beispielsweise werdenden Eltern eine Checkliste mit auf den Weg zu geben, welche Utensilien und Unterlagen ins Krankenhaus zur Geburt mitgenommen werden sollten oder was eine Erstausstattung beinhalten sollte.

 

Für alle Projekte und Aktionen gelte, dass es sich um niederschwellige Angebote handele, die auf Freiwilligkeit basierten. Es würden zudem keine Gespräche mit dem jeweiligen ASD erfolgen, sofern keine entsprechende Entbindung von der Schweigepflicht vorliege.

 

Einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit stellten die Familienhebammen dar, welche vom ersten Tag der Schwangerschaft bis zum ersten Lebensjahr des Kindes den Familien zur Seite stünden. Hier sei die Nachfrage sehr groß, so dass man dieses Angebot gerne ausbauen würde. Dafür habe man um eine Aufstockung der kommunalen Anteile gebeten (Sitzung vom 02.06.2021). Da es für dieses sowie das kommenden Jahr eine Corona-Aufstockung seitens der Bundesstiftung geben werde, solle dieser weitere Bedarf zunächst aus diesen Mitteln gedeckt werden.

 

Weiterhin teilte Frau Krollmann mit, dass kürzlich eine Still-Lounge in der Kantine des Kreises Heinsberg eröffnet worden sei und diese bereits Anklang bei Kolleginnen sowie Publikum gefunden habe. Eine nächste sei für Geilenkirchen angedacht, hier stehe man im Austausch mit der Jugendamtsleitung zwecks weiterer Planung.

 

Zuletzt stellte Frau Krollmann einen Baby-Simulator vor, der als lebensgroße Puppe das Verhalten eines Babys realistisch wiedergebe und so umsorgt werden müsse, wie ein echtes Baby. Davon habe man mittlerweile 3 Stück angeschafft um Frauen mit Kinderwunsch die Möglichkeit zu geben, das Verhalten und das Leben mit einem Baby „auszuprobieren“. Daneben gebe es zudem ein „Shaking-Baby“ mit einem transparenten Schädel, welches das Schütteln von Babys und dessen Auswirkungen auf die verschiedenen Hirnareale vor Augen führen soll, ein Baby mit FAS (Fetales Alkohol Syndrom) um Alkoholgenuss in der Schwangerschaft deutlich zu machen sowie eine Puppe mit Entzugserscheinungen nach dem Drogenkonsum der Mutter in der Schwangerschaft. Diese sollen zur Prävention und zur Motivation werdender Mütter dienen, die sich in einer Sucht befinden oder von einer solchen bedroht seien.

 

Frau Banzet erkundigte sich, wo die Flyer überall zu finden seien. Die Flyer und Broschüren seien an alle Adressen aus dem Netzwerk gesandt worden und würden auf jede externe Veranstaltung mitgenommen und verteilt werden, erläuterte Frau Krollmann. Ob diese auch in Arztpraxen ausliegen würden, sei jeweils die Entscheidung der Praxis, so dass man hierauf nur wenig Einfluss habe.

 

Herr Kappes bedankte sich im Anschluss hieran für die ausführlichen Informationen und Einblicke in die Arbeit der Koordinierungsstelle.