I. Beigeordneter Brunen berichtete, die Verwaltungsvorlage sei vor 14 Tagen erstellt worden. Durch die Ereignisse der letzten Tage sei sie bereits überholt. Wegen eines anhaltenden personellen Engpasses habe die bisherige Integrationsbeauftragte Frau Wolf eine neue Aufgabe im Jugendamt übernommen. Möglich wurde dies, weil die Aufgaben, die sie zuvor in ihrer Funktion als Integrationsbeauftragte ausübte, sich verringert hatten. Die restlichen Aufgaben sollten Frau Hermanns-Wolter und Herr Kolaj erfüllen.

 

Durch den Ausbruch des Krieges in der Ukraine seien diese Überlegungen obsolet geworden. Die Ereignisse hätten insbesondere in den letzten Tagen die Verwaltung geradezu überrollt und noch sei nicht absehbar, was noch auf sie zukomme. Erfreulich sei in diesem Zusammenhang die Spendenbereitschaft der Bürgerschaft. Es seien zahlreiche Hilfsangebote zugunsten ukrainischer Flüchtlinge eingegangen. Dazu gehörten Wohnungsangebote, Kleidung, Kinderspielzeug, Hygieneartikel und Transporte zur ukrainischen Grenze, aber auch Angebote, zu dolmetschen.  Um die Hilfsangebote zu bündeln, habe die Verwaltung eigens ein E-Mailpostfach eingerichtet. Kolleginnen und Kollegen aus der Verwaltung prüften, wie sie ggf. in einem Netzwerk helfen könnten.

 

Erst heute seien die ersten 9 Flüchtlinge in Geilenkirchen angekommen. Es seien vier Frauen und 9 Kinder im Alter von 2 x 6, 9, 13 und 14 Jahren. Sie kamen alle zunächst bei Verwandten unter.

 

Zurzeit würden die ukrainischen Flüchtlinge vorwiegend dorthin gehen, wo sie bereits familiäre Bindungen hätten. Sie würden also von Privaten aufgenommen und versorgt. Hier stelle sich die Frage, wie man die Aufnehmenden finanziell unterstützen könne, da der Status der Flüchtlinge zurzeit noch nicht geklärt sei. Noch seien weder die Möglichkeit Sozialhilfeleistungen zu beantragen oder der Krankenversicherung geklärt. Weitere Fragen ergäben sich hinsichtlich der Beschulung oder des Kitabesuchs geflüchteter Kinder oder der Impfung gegen Covid 19.

 

Die Entwicklung intensiviere sich nahezu stündlich. Die Verwaltung habe daher kurzfristig entschieden, Frau Wolf in ihrem bisherigen Arbeitsbereich zu belassen. Sie werde sich gemeinsam mit Frau Hermanns-Wolter und Herrn Kolaj um die Unterbringung und Versorgung der ukrainischen Flüchtlinge kümmern. Damit sei man zumindest in diesem Bereich zunächst einmal gut aufgestellt.

 

Der I. Beigeordnete wies auf die Friedensdemonstration der Anita-Lichtenstein-Gesamtschule am morgigen Freitag im Bereich des Rathauses hin. Hierzu würden 500 Teilnehmer erwartet. Die Aktion wurde mit der örtlichen Polizeidienststelle abgestimmt. Bei all dem müsse auch beachtet werden, dass die Covid-19-Pandemie noch nicht zu Ende sei.

 

Erst die Flut im Sommer habe gezeigt, wie groß die Hilfsbereitschaft der Geilenkirchener Bevölkerung sei. In Mails an die Verwaltung würden Wohnungen, Dolmetscherdienste und vieles mehr angeboten. Allen Helfenden gelte sein Dank.

 

Ausschussvorsitzender Benden dankte für den Bericht. Es sei erfreulich, dass die aus Kiew Geflüchteten so gut und problemlos untergekommen seien. Aber dies sei sicher erst der Anfang der Entwicklung.

 

Bürgermeisterin Ritzerfeld zeigte sich sehr froh, über die Welle der Hilfsbereitschaft aus dem privaten Bereich, die auf kurzen Wegen zustande komme. Ohne diese wäre so manche Herausforderung nicht zu stemmen - weder während der Flut, noch jetzt, in der sich anbahnenden, neuen Flüchtlingskrise. Allen, die Sachspenden leisteten, Flüchtlinge aufnähmen, Transporte organisierten oder Dolmetscherdienste leisteten gelte ihr Dank für die Unterstützung.

 

Frau Abels appellierte, die aufnehmende Familie nicht alleine zu lassen. Schließlich würden die neun Flüchtlinge auch beköstigt. Es gelte auch Fragen nach der Gesundheitsfürsorge und auch hinsichtlich Bürgertestungen zu klären.

 

Herr Pütz teilte mit, laut einer aktuellen Nachricht von 17.30 Uhr könnten Flüchtlinge aus der Ukraine ein einjähriges Aufenthaltsrecht ohne Asylverfahren erhalten.

 

Ausschussvorsitzender Benden meinte, diese sowie die anderen anstehenden Fragen würde die Verwaltung am morgigen Tag sicher sofort klären.

 

Herr Böken begrüßte die Erklärung des Herrn Pallaske, Flüchtlingskinder im Bischöflichen Gymnasium zu unterrichten. Zu gerne würde er es ihm gleichtun. Leider seien die Klassen an der ALG bereits voll. Für die Soforthilfe sei auch die Überwindung von Sprachbarrieren wichtig. Hier würden Lehrer und ältere Schüler seiner Schule Sprachunterricht anbieten.

 

Frau Savelsberg pflichtete bei, dass die Schulfrage wichtig sei, jedoch solle man die Flüchtlinge zuerst einmal ankommen lassen. Sie regte an, ein Spendenkonto einzurichten, wie anlässlich der Flut im Sommer.

 

Frau Brandt befand es erfreulich, dass flüchtenden Menschen unbürokratisch geholfen werde, jedoch stelle sich die Frage, wohin Flüchtlinge gehen sollten, die keine Verwandtschaft in Geilenkirchen hätten. Es dürfe auch nicht vergessen werden, dass sie aus einem brutalen Krieg, in dem auch Kriegsverbrechen begangen würden, hierher flüchteten. Es damit zu rechnen, dass viele von ihnen traumatisiert seien. Auf ihre entsprechende Frage teilte I. Beigeordneter Brunen mit, die Stadt halte für Flüchtlinge 40 – 50 Plätze vor, ohne zu wissen, was noch auf sie zukomme. Für Familien stelle die TAG eine große Wohnung am Berliner Ring zur Verfügung.

 

Bürgermeisterin Ritzerfeld unterstrich noch einmal, dass angesichts dessen, dass noch niemand wisse, wie viele Flüchtlinge nach Geilenkirchen kämen und der dynamischen Weiterentwicklung der Situation, die Verwaltung froh wäre über die privaten Hilfsangebote. In der derzeitigen Situation wäre es gut, wenn man darauf zurückgreifen könne. Selbstverständlich wolle man die Helfer nicht auf ihren Kosten sitzen lassen.

 

Frau Hennen regte an, die im Hochwasser erprobte Organisation wieder aufleben zu lassen. Mit Hilfe von Übersetzern sei eine sofortige Hilfe für die Flüchtlinge möglich.

 

Herr Kozikowski bot die über dem Pfarrheim befindliche Wohnung für die Nutzung durch Flüchtlinge an. Die Wohnung habe zwei Schlafzimmer.

 

Ausschussvorsitzender Benden dankte allen Anwesenden für ihr Engagement und ihre Hilfsbereitschaft. Evtl. könne die Presse den Aufruf wiederholen, Wohnungen, Dolmetscherdienste oder Sachspenden zur Verfügung zu stellen. Bei allem notwendigen und lobenswerten Engagement für die Flüchtlinge aus der Ukraine sollten aber die 190 bereits in der Stadt lebenden Flüchtlinge nicht vergessen werden.