Sitzung: 24.04.2024 Rat der Stadt Geilenkirchen
Beschluss: Mehrheitlich abgelehnt.
Abstimmung: Ja: 22, Nein: 13
Vorlage: 3031/2024
Beschluss
1:
Der Rat weist die Anregungen und
Beschwerden zurück und beauftragt die Verwaltung, dies den Antragstellenden mit
den in dieser Vorlage genannten Begründungen mitzuteilen. Darüber hinaus werden
die Anregungen und Beschwerden in der Informationsveranstaltung am 16.04.2024
berücksichtigt.
Abstimmungsergebnis:
Ja: |
35 |
Nein: |
0 |
Enthaltung: |
0 |
Einstimmig beschlossen.
Beschluss
2:
Der Rat weist die Anregung, über die
Einrichtung einer ZUE durch einen Ratsbürgerentscheid gemäß § 26 Abs. 1 S. 2 GO
NRW abstimmen zu lassen, zurück und beauftragt die Verwaltung, dies dem
Antragsteller mit den in dieser Vorlage genannten Begründungen mitzuteilen.
Abstimmungsergebnis:
Ja: |
28 |
Nein: |
6 |
Enthaltung: |
1 |
Mehrheitlich beschlossen.
Beschlussvorschlag
3:
Der Rat beschließt die Durchführung eines Ratsbürgerentscheids zu der Frage, ob an die Bezirksregierung Köln das städtische Grundstück an der Landstraße, Gemarkung Geilenkirchen, Flur 44, Flurstück 181 für maximal 10 Jahre zum Zwecke der Errichtung und des Betriebs einer Zentralen Unterbringungseinrichtung des Landes für die Unterbringung von maximal 350 Personen verpachtet werden soll.
Bürgermeisterin Ritzerfeld erklärte,
der Haupt- und Finanzausschusssitzung habe den Tagesordnungspunkt in seiner
Sitzung 10.04.2024 in die heutige Ratssitzung verschoben.
Die CDU-Fraktion informierte, man habe
für eine Entscheidung die Informationsveranstaltung am 16.04.2024 abwarten
wollen. Zudem stellte die Fraktion für sich fest, dass es unterschiedliche
statistische Kategorien für Flüchtlinge gebe und der Stadt nicht alle
Untergebrachten angerechnet würden. Weiterhin, dass die Verwaltung bisher noch
nicht auf alle Anfragen geantwortet habe und die Fraktion dieses Verhalten als
intransparent und „mauern“ empfinde. Weiter, dass die Stadt durch die Zentrale
Unterbringungseinrichtung des Landes für geflüchtete Menschen (ZUE) die
Haushaltssicherung nicht vermeiden könne, da sie ohne den in diesem Jahr
gesetzlich neu eingeführten Verlustvortrag bereits in der Haushaltssicherung
wäre. Zudem würde der Bau einer eigenen Unterkunft den Haushalt der Stadt nicht
unmittelbar mit der Investitionssumme von 4,3 Mio. Euro belasten, sondern nur
mit der Darlehensrate und den Zinsen. Weiterhin habe es damals einen Auftrag
des Rates an die Verwaltung gegeben, günstigere Alternativen zu finden, daher
würden die Gerüchte über mögliche Unterbringungen in Turnhallen die Fraktion
fassungslos machen. Immerhin habe man der Verwaltung hierfür damals 90.000 Euro
Planungskosten durch Beschluss zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus halte die
Fraktion die Anregung des Bürgers einen Ratsbürgerentscheid durchzuführen für
rechtswidrig und stimme daher – wie bei den bereits behandelten Anregungen und
Beschwerden - für die Zurückweisung. Gleichzeitig halte die Fraktion jedoch
einen Ratsbürgerentscheid für zielführend und beantragte diesen. Sollte dieser
am heutigen Abend keine Mehrheit finden, empfehle man den Bürgern einen
Bürgerentscheid gem. § 26 GO NRW zu initiieren.
Die Verwaltung erklärte, den Vorwurf zu
„mauern“ und „intransparent zu Handeln“ weise man entschieden zurück. Man wolle
sich nicht länger persönlich beleidigen lassen. Zudem seien die Vorwürfe
unwahr. Es seien derzeit - zusätzlich zu den bereits in der Vergangenheit
umfangreich beantworteten Fragestellungen – lediglich zwei Emails aus der CDU-Fraktion
mit weitergehenden Fragen offen, die man der Verwaltung nach der
Informationsveranstaltung am 16.04. gestellt habe. Diese seien in Arbeit und
man warte derzeit hierzu auch noch auf Rückmeldungen von Externen, z. B. der
Kreispolizeibehörde Heinsberg. Außerdem würden aus den bereits beantworteten
Fragen immer wieder neue von der CDU-Fraktion formulierte Fragen und Rückfragen
entstehen, die dann erneut von der Verwaltung beantwortet würden. Es sei der
Verwaltung jedoch nicht möglich, alle denkbaren finanziellen Auswirkungen bis
auf den letzten Cent zu kalkulieren. Wenn man allerdings über Millionenbeträge
spreche, sei es auch nicht zielführend, sich z. B. an 5.000 Euro aufzuhalten.
Die bisher gelieferten Zahlen würden auf den Zahlen aus der Vergangenheit und
Erfahrungswerten basieren. Insgesamt könne man die erheblichen finanziellen
Vorteile einer ZUE nicht absprechen. Zudem habe die Verwaltung bereits mehrfach
Gespräche mit einzelnen Stadtverordneten, Fraktionen und den
Fraktionsvorsitzenden geführt. Man sei auch weiterhin offen und bestrebt
Anfragen schnellstmöglich und vollumfänglich zu beantworten, damit eine
sachgerechte Lösung beschlossen werden kann.
Die Verwaltung sei aktuell in höchster
Not und benötige dringend Unterkünfte. Diskussionen über einen Bau habe es
bereits im letzten Jahr gegeben. Allerdings habe der Rat bisher nicht über die
Angelegenheit entschieden; somit habe die Verwaltung die Planungen auch nicht
fortführen können. Seitens der CDU-Fraktion vorgeschlagene, vermeintlich
günstigere Alternativen würden im Ergebnis auch mit einem ähnlichen
Kostenvolumen enden. Die Mitarbeiter seien am Limit und würden ihrer Arbeit
nicht mehr ausreichend nachkommen können. Man stehe mit dem Rücken zur Wand. Es
müsse nun eine Entscheidung getroffen werden.
Die Anregung des Bürgers einen
Ratsbürgerentscheid zu beschließen, sei aus Verwaltungssicht nicht
rechtswidrig. Ein entsprechender Antrag müsse dennoch aus dem Rat selbst kommen
– so wie nun geschehen. Komme es allerdings zu einem Ratsbürgerentscheid,
verzögere sich die abschließende Entscheidung erneut. Man benötige kurzfristige
Lösungen. Sollte man diese nicht gemeinsam finden, müsse die Politik auch die
Konsequenzen, z. B. eine Turnhallenbelegung, mittragen.
Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen sagte,
der Vorwurf der CDU-Fraktion sei unbegründet und suggeriere großes Misstrauen
gegenüber dem gesamten Verwaltungsvorstand. Man könne jederzeit Fragen stellen
und mit der Verwaltung diskutieren. Zudem dürfe man nicht vergessen, dass es um
Menschen gehe und nicht um verschiedene Arten von Geflüchteten. Auch müsse man
erwähnen, dass die seinerzeit vorgestellte Investitionssumme von 4,3 Mio. Euro
lediglich für die Unterbringung von 64 Geflüchteten ausreiche. Rechne man die
Summe auf 350 Personen um, würden die Kosten bei über 15 Mio. Euro liegen. Zu
sagen, die Stadt befinde sich auch ohne ZUE in der Haushaltssicherung, sei kein
Argument für die Ablehnung der ZUE. Der Stadt seien die Hände gebunden, da die
350 Geflüchteten in den nächsten Jahren ohnehin kommen würden. In diesem Jahr
seien mindestens noch 200 Menschen zu erwarten. Die Stadt habe allerdings nur
noch 20 Plätze frei. Der Handlungsbedarf sei somit akut. Man müsse auch
weiterhin Alternativen suchen, allerdings würden Bund und Land nicht auf eine Entscheidung
der Stadt Geilenkirchen warten, sondern weiterhin Flüchtlinge zuweisen.
Die Eingaben seien bereits in der
Informationsveranstaltung behandelt worden, daher müsse man sie an dieser
Stelle zurückweisen. Zudem gebe es bisher noch keine klare Positionierung der
CDU zur ZUE. Nun wolle sich die Fraktion zusätzlich hinter dem Rücken der
Bürger verstecken. Bei einem Ratsbürgerentscheid müsse man verdeutlichen,
welche Konsequenzen der Stadt bei einer Ablehnung drohen. Mit einer einfachen
Ja-Nein-Frage könne man die Gesamtsituation nicht umfassen. Über die
Konsequenzen hätte anschließend wieder der Rat und nicht die Bürger zu
entscheiden und diese auch zu tragen. Dazu zählen auch die Themen Kindergarten-
und Schulplätze. In den umliegenden Städten (Stolberg und Übach-Palenberg)
nutze man bereits Turnhallen zur Unterbringung. Dadurch falle der Schul- und
Vereinssport aus. All dies müsse man bei der Entscheidung berücksichtigen und
wenn nach Aussage der CDU noch nicht alle erforderlichen Antworten vorliegen würden,
solle der Rat auch nicht entscheiden, diese Frage an die Bürger weiterzugeben.
Die Fraktion habe keine Angst vor dem mündigen Bürger, allerdings sei die
Stimmung in ganz Deutschland derzeit sehr erhitzt und könne das Ergebnis
verfälschen. Man dürfe nicht polarisieren. Zudem herrsche in Deutschland eine
parlamentarische Demokratie und daher solle der Rat auch entscheiden.
Die Bürgerliste erklärte, sie stimme
für einen Ratsbürgerentscheid und für die Zurückweisung der restlichen
Anregungen. Ein Votum für den Ratsbürgerentscheid sei kein Verstecken hinter
den Bürgern. Im Gegenteil würden die anderen Fraktionen die Bürger bevormunden,
indem man ihnen die Fähigkeit abspreche, über komplexe Sachverhalte zu
entscheiden. An anderer Stelle habe die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen gesagt
„man müsse den Bürgern mehr zutrauen“. Nun fürchte die Fraktion eine
vermeintlich falsche Entscheidung der Bürger. Die Bürgerliste wolle sich heute
nicht positionieren, sondern die Entscheidung an die Bürger weitergeben, womit
sie eine höhere Legitimation in der Bevölkerung hätte. Die Entscheidung der
Bürger müsse man dann entsprechend mittragen. Zudem habe der Rat die weiteren
Planungen für Alternativen zur ZUE nie gestoppt, denn man müsse auch weiterhin
unabhängig von einer möglichen ZUE Unterkünfte schaffen.
Die SPD-Fraktion erklärte, die
CDU-Fraktion habe immer noch keine Stellung bezogen, sondern lediglich gegen
andere Fraktionen und die Verwaltung gehetzt und die Themen aufgeschoben. Die
SPD erwarte bei einem Ratsbürgerentscheid eine positive Entscheidung der Bürger
und dennoch positioniere sie sich heute gegen den Ratsbürgerentscheid, da
dieser hier nicht sinnvoll sei. Zudem habe man die Anregungen bereits behandelt
und daher stimme die Fraktion für die Zurückweisung.
Die CDU-Fraktion habe sich bisher nicht
positioniert, da noch nicht alle Informationen vorliegen würden. Man müsse
zudem berücksichtigen, dass die Geflüchteten die Stadt Geilenkirchen und die
Bürger belasten werden. Man habe Verständnis, dass die Verwaltung Zeit
benötige, um die Anfragen zu beantworten. Diese Zeit habe die Verwaltung auch,
da der Rat erst am 03.07. entscheiden werde. Bisher habe man nur über Gefühle
der Menschen diskutiert und die seien ein schlechter Ratgeber. Man benötige
Fakten. Zu den Kosten für den Bau von Unterkünften für 350 Menschen würden
weitere Kosten kommen, die man noch nicht genau beziffert habe. Vor einem
Ratsbürgerentscheid müsste der Bürger selbstverständlich umfangreich über alle
Tatsachen informiert werden.
Die FDP-Fraktion bedankte sich
ausdrücklich bei der Bürgermeisterin und der Verwaltung, dass sie bisher einen
kühlen Kopf bewahrten und sachlich und umfassend informierten. Die Fraktion
schließe sich den Beschlussvorschlägen der Verwaltung an. Man könne die
finanziellen Vorteile nicht wegdiskutieren. Man sehe bereits, wie die
Konsequenzen in den Nachbarkommunen zu spüren seien. Turnhallen seien zudem
keine guten Alternativen für die Unterbringung von Menschen. Für einen
Ratsbürgerentscheid sei das Thema ungeeignet.
Abstimmungsergebnis:
Ja: |
22 |
Nein: |
13 |
Enthaltung: |
0 |
Mehrheitlich abgelehnt, da die erforderliche 2/3-Mehrheit nicht erreicht wurde.