Sitzung: 14.12.2011 Rat der Stadt Geilenkirchen
Beschluss: Mehrheitlich abgelehnt.
Abstimmung: Ja: 13, Nein: 24, Enthaltungen: 0, Befangen: 2
Beschluss:
Der Rat der Stadt Geilenkirchen lehnte den Beschlussvorschlag der Verwaltung mehrheitlich ab.
Abstimmungsergebnis:
Ja: |
13 |
Nein: |
24 |
Enthaltung: |
0 |
Bürgermeister Fiedler stellte nach der Abstimmung fest, dass sich die überzeugende Mehrheit des Rates für den Erhalt der Realschule ausgesprochen habe. Er danke allen für ihre Fairness, Sachlichkeit und Engagement in der Diskussion und er wünsche der Schulvielfalt in Geilenkirchen alles Gute.
Sodann rief er zur Abstimmung über den Vorschlag des Stadtverordneten Benden auf, den Beschlussvorschlag um einen weiteren Punkt zu erweitern.
Beschluss:
Der Rat lehnte den Antrag des Stadtverordneten Benden mehrheitlich ab.
Abstimmungsergebnis:
Ja: |
6 |
Nein: |
29 |
Enthaltung: |
2 |
Die Stadtverordneten Brandt und Dr. Evertz zeigten als Lehrer der städtischen Realschule und der Anita-Lichtenstein-Gesamtschule ihre Befangenheit an und nahmen unter den Zuhörern Platz.
Bürgermeister Fiedler machte darauf aufmerksam, dass den Fraktionsvorsitzenden ergänzend zur Sitzung Erläuterungen und ein modifizierter Beschlussvorschlag übersandt worden seien. Der Beschlussvorschlag laute wie folgt:
- Die Anita-Lichtenstein-Gesamtschule wird ab dem Schuljahr 2012/2013 auf insgesamt sechs Züge erweitert und zwar beginnend mit der Eingangsklasse für dieses Schuljahr. Sofern die Aufnahmekapazitäten nicht ausreichen sollten, kann vorübergehend eine siebte Eingangsklasse gebildet werden.
- Die Städtische Realschule führt ab dem Schuljahr 2012/2013 kein Aufnahmeverfahren mehr durch. Die Schule wird auslaufend fortgeführt.
- Die Verwaltung wird beauftragt, die hierfür notwendigen Genehmigungsverfahren einzuleiten.
Stadtverordneter Kassel erklärte, dass man
jetzt zwei Gründe habe, über die Schullandschaft zu sprechen.
1.) es sei seitens
der SPD beantragt worden, aus der Realschule eine Sekundarschule zu machen.
2.) In den
Nachbargemeinden Gangelt und Selfkant werde eine neue Gesamtschule gegründet;
damit sei u.a. der Wegfall von Schülerwanderungen zwischen den Gemeinden
gewünscht.
Es sei ein Ziel, dass auch Schüler mit
schwachen Noten '(Hauptschulempfehlung)’ in Geilenkirchen ein Angebot fänden,
da sie die bisher mangels Platz an der Gesamtschule nach Gangelt oder
Übach-Palenberg hätten ausweichen müssen.
Die Verwaltung habe von allen
Grundschul-Eltern ein Meinungsbild ermittelt, an welcher weiterführenden Schule
deren Kinder angemeldet werden sollen. Mit rund 80% Rücklaufquote hätten die
Eltern rege zu einem repräsentativen Meinungsbild beigetragen.
Der Punkt 1 (Antrag der SPD) habe sich
erledigt: Für eine Sekundarschule würden nicht die formal notwendigen drei
Eingangsklassen erreicht. Vor allem werde sie von den Eltern deutlich geringer
nachgefragt als die bestehende Realschule.
Bleibe die Frage, ob die Realschule als
solche bestehen bleibe, wofür heute kein Beschluss gefasst werden müsse. Oder
werde eine vergrößerte Gesamtschule gewünscht, die dann an zwei Standorte
verteilt werden müsse und zur Auflösung der Realschule führe.
Hierzu seien der FDP zwei Daten aus der
Elternbefragung wichtig:
1.) Es gebe eine
Nachfrage seitens Geilenkirchener Eltern, zwei Eingangsklassen der Realschule
zu bilden.
2.) An der
Gesamtschule könnten rechnerisch alle Kinder mit Wahl Gesamtschule, Hauptschule
und Sekundarschule zusammen untergebracht werden. Dies seien in Summe hochgerechnet 113 Kinder für 120 Plätze,
es könnten wie in der Vergangenheit noch fünf Heinsberger an der Gesamtschule
aufgenommen werden. Dann blieben theoretisch zwei Plätze frei für Realschulabbrecher.
Ansonsten bleibe beim Wunsch eine
Hauptschule zu besuchen, die Möglichkeit nach Übach-Palenberg zu fahren. Wer
diese Schulform wünsche, werde weiterhin in einer Nachbarstadt fündig. Der
weitere Weg als geplant sei nicht ideal, für diese Zielgruppe werde es aber
grundsätzlich nicht schlechter. Besser werde, dass durch weniger Einpendler ein
Platz auch in der vierzügigen Gesamtschule wahrscheinlich sei.
Vor diesem Hintergrund sei die FDP für eine
Fortführung der Realschule:
- die FDP
respektiere die Wahl der Eltern
-
die FDP habe einen Wettbewerb zwischen zwei verschiedenen städtischen
Schulformen der Sekundarstufe 1
- es werde eine
Klasse mit bilingualem Zweig geboten
-
die FDP halte die 4 zügige Gesamtschule an einem Ort für alle Schüler besser, als die 6 zügige Schule an zwei Standorten
So gebe es für alle Vorteile gegenüber dem
Verwaltungsvorschlag:
-
die Gesamtschule bleibe verhältnismäßig übersichtlich: Lehrer müssten nicht
pendeln, Geschwisterkinder seien unter einem Dach
-
die Realschüler hätten die gewünschte Schulform. Es bleibe nur das Risiko dass
bei einem Schulwechsel in der Erprobung ein Wechsel an die Gesamtschule mangels
Platz nicht sicher sei. Dann müsste zur Hauptschule Übach-Palenberg
ausgewichen werden.
-
wer die Hauptschule haben wolle, bekomme einheitlich gesagt, er solle an die
Gesamtschule gehen. Das könne er tun, oder nach Übach-Palenberg auspendeln.
Hier ändere sich gegenüber dem Ist-Zustand, dass die Chance an der Gesamtschule
genommen zu werden erheblich auf eine „Beinahe-Sicherheit“ steige, anderseits
falle mit Gangelt ein Alternativangebot weg.
-
auch die Chancen, am Gymnasium St. Ursula angenommen zu werden, würden steigen,
da weniger Einpendler zu erwarten seien, denn auch in Gangelt könne künftig das
Abitur gemacht werden.
Die Alternative „große Gesamtschule“ bringe
nur die Sicherheit, dass es eine Schule gebe, die jeden annehme. Eine bewusste
Auseinandersetzung um das Schulsystem finde nicht mehr statt.
Im Übrigen werde es weiter
gemeindeübergreifende Schulbesuche geben: So sei aus den Ortsteilen Prummern,
Immendorf, Waurichen die Schulstadt Baesweiler mit dem Bus direkt erreichbar.
Zur Gesamtschule in Bauchem müsse aber am Bahnhof umgestiegen werden.
Daher lehne die FDP-Fraktion den
Verwaltungsvorschlag “sechszügige Gesamtschule” ab. Sie seien für eine
pluralistische Schullandschaft mit der Realschule: Eltern und Schüler könnten
wählen, welcher Schultyp zu ihnen passe. Für das ermittelte Meinungsbild könne
man auch eine passende Schullandschaft bieten.
Stadtverordneter Benden erklärte, dass das
Thema brisant sei und ihm unter den Nägeln brenne und er aufgrund des Respekts
vor dem Thema auch den Weg ans Rednerpult gewählt habe, um den anwesenden
Lehrerinnen, Lehrern und Eltern ins Gesicht schauen zu können. Heute müsse man
eine schwere Entscheidung treffen. Das Thema sei nicht nur breit in der
Öffentlichkeit diskutiert worden sondern auch sehr kontrovers in seiner
Fraktion. Heute werde auch keine Entscheidung für oder gegen eine Schule
getroffen, sondern eine Entscheidung für unsere Kinder. Seine Fraktion sei zu
dem Ergebnis gekommen, dass die Sekundarschule für Geilenkirchen die richtige
Schulform sei. Sie sei unter anderem die beste Lösung, da sie auch den jetzigen
Pendelkindern einen Platz geben würde. Auf diese Weise könne jedes Geilenkirchener
Kind auch in Geilenkirchen beschult werden und mit der Gesamtschule und dem
Gymnasium habe Geilenkirchen dann eine Schullandschaft, die allen gerecht
werde. Natürlich sei der Elternwille nach wie vor frei und das Angebot vor Ort
nicht zwingend. Eine sechs- bis siebenzügige Gesamtschule würde eine übergroße
Schule bedeuten, aus deren Anonymität die Schülerinnen und Schüler nur schwer
heraustreten könnten. Darüber hinaus würde eine Beschulung an zwei Standorten
eine enorme Herausforderung für die Schulleitung bedeuten. Der entscheidende
Punkt sei, dass Schwächere besser in kleineren Lerneinheiten unterrichtet
würden. Diese Nachteile habe eine kleine 3 zügige Sekundarschule mit einer
maximalen Klassenstärke von 25 Kindern nicht. Seine Fraktion glaube, dass die
Sekundarschule in 3 zügiger Form in den kommenden fünf Jahren trotz der
demographischen Entwicklung Bestand haben werde. Danach müsse man sich aufgrund
rückgängiger Schülerzahlen überall Gedanken machen, wie es weiter gehe – auch
vor dem Hintergrund der Inklusion, durch die die Klassenstärke ohnehin
abgesenkt werden müsse. Die Sekundarschule sei die richtige Schulform obwohl es
wie bei der Realschule kaum ein Elterninteresse an der Einrichtung einer
Sekundarschule gebe. Die Schulform mit ihren Vor- und Nachteilen sei noch kaum
bekannt und es gebe noch keine Vergleichsmöglichkeiten. In Waldfeucht und
Heinsberg werde die Sekundarschule dennoch auf den Weg gebracht. Dass sich die
Eltern in Geilenkirchen gegen diese Schulform entschieden hätten, könne er
nicht verstehen. Bemängeln müsse er in diesem Zusammenhang die Vorstellung der
Schulform auf dem Elternabend durch Bürgermeister Fiedler. Seines Erachtens
habe Herr Fiedler einen unsachlichen Vortrag gehalten, der dem Ernst der
Angelegenheit nicht angemessen gewesen sei. Den Beitrag hätte er auch auf der
Karnevalssitzung des AKV in Aachen halten können. Seine Fraktion sei davon
überzeugt, dass die Sekundarschule die richtige Schulform für Geilenkirchen
sei. Natürlich müsse man sich Gedanken darüber machen, was durchsetzbar sei.
Darüber sei sich seine Fraktion nicht einig, so dass jeder bei der folgenden
Abstimmung seine eigene Meinung und Überzeugung vertrete. Jeder müsse sich für
das entscheiden, was er für die Kinder am besten halte. Er werde für den
Verwaltungsvorschlag stimmen, da die Gesamtschule in der jetzigen Situation die
beste Alternative sei. Die Gesamtschule verfüge über ein engagiertes Kollegium
und eine gute Schulleitung und biete die bessere Alternative im Vergleich zur
Weiterführung der Realschule. Er hoffe jedoch, dass nach der Diskussion nun
Ruhe einkehre und die Pädagoginnen und Pädagogen ihre Arbeit machen können.
Dann solle mehr Schule und weniger Politik herrschen.
Bürgermeister Fiedler erwiderte, dass er
sich über das Angebot beim AKV eine Büttenrede zu halten, sehr freuen würde und
sich mindestens so gewissenhaft darauf vorbereiten würde, wie auf den Vortrag
über die Sekundarschule. Die Vorbereitung der Präsentation habe mehrere Tage in
Anspruch genommen und habe alle Vor- und Nachteile der Sekundarschule
aufgeführt. Die Frage, in welche Richtung die Sekundarschule steuere, sei auch
im Rahmen eines Vortrags sicherlich sinnvoll. Er halte eher für merkwürdig,
dass seitens der Fraktion der Grünen nicht ein inhaltlicher Satz zum Thema
Sekundarschule gefallen sei. Ihn in diesem Zusammenhang als „Karnevalsredner“
zu titulieren, sei schlichtweg deplatziert.
Stadtverordneter Benden insistierte, dass
die Vorstellung der Sekundarschule durch den Bürgermeister nicht gut gewesen
sei. Darüber hinaus sei der Vorwurf inhaltlich nichts beigetragen zu haben,
nicht richtig. Schließlich habe seine Fraktion die Schulministerin zu
Gesprächen über die Sekundarschule nach Geilenkirchen eingeladen. Aufgefallen
sei lediglich, dass der Landrat den Termin wahrgenommen habe, Bürgermeister
Fiedler aber nicht.
Bürgermeister Fiedler entgegnete, dass er
schon mehrfach darauf hingewiesen habe, als parteiloser Bürgermeister nicht an
Parteiveranstaltungen teilnehmen zu wollen.
Stadtverordneter Wolff erklärte, dass die
Diskussion um die Schulentwicklung in den letzten sechs Wochen forciert worden
sei. Seine Fraktion habe noch am Montag in der Fraktionssitzung den Umgang mit
dem Thema mit Verärgerung und Beschämung zur Kenntnis genommen. Es gebe einen
Schulentwicklungsplan, in dem es keinen Hinweis auf die Notwendigkeit einer
Veränderung der Schullandschaft in Geilenkirchen gebe. Er könne dem
Bürgermeister angesichts der aktuellen Entwicklung die Feststellung nicht
ersparen, dass er hier – um im Jargon der Schulsprache zu bleiben –
offensichtlich seine Hausaufgaben nicht gemacht habe. Ansonsten hätte man sich
vorher intensiver mit dem Thema befassen müssen, um einen entsprechend
ausgereiften Beschluss zu präsentieren. Und auch wenn die SPD-Fraktion nicht
als vorausschauende Partei bekannt sei, habe sie sich vermutlich aus einer
politischen Motivation heraus mit dem Antrag auf eine Sekundarschule befasst.
Erst da schien der Bürgermeister wach gerüttelt worden zu sein. Der
Stadtverordnete Benden habe in seinem Beitrag eben den Besuch der
Schulministerin angesprochen. An dieser Veranstaltung habe auch er aufgrund
eines anderweitigen Termins nicht teilnehmen können – er habe sich aber sagen
lassen, dass die Aussagen der Ministerin über die Sekundarschule an Unverbindlichkeit
nicht zu überbieten gewesen seien. Dies zeige einmal mehr, wie sensibel mit dem
Thema Schule umgegangen werden sollte. Wenn man vor diesem Hintergrund die
Berichterstattung der örtlichen Presse verfolge, habe man das Gefühl, dass die
Realschule kaputt geredet werden solle. Dabei gehe es um die mittel- bis
langfristige schulische Entwicklung der Geilenkirchener Kinder. Hier hätte er
sich deutlich mehr Zeit gewünscht, um einen ausgewogenen, vernünftigen
Vorschlag für die weitere Entwicklung der Schullandschaft zu erhalten. Daher
müsse man der Verwaltung in dieser Sache schlichtweg die Note „Ungenügend“
geben. Man betreibe ein Niedergangsszenario der Realschule, dem mit der
Elternbefragung noch die Krone aufgesetzt werde. Er zitiere aus der heutigen Geilenkirchener
Zeitung ein Statement des Bürgermeisters zu diesem Thema: „Auch sei es der Realschule
trotz sinkender Schülerzahl nicht gelungen, eine herausragende Attraktivität
darzustellen.“ Dazu könne er dem Bürgermeister nur sagen, dass es wahrscheinlich
noch nie einen Geilenkirchener Bürgermeister gegeben habe, der seinen eigenen
Laden so darstelle. Des Weiteren wolle er kurz auf die Gesamtschule eingehen,
deren Einführung von der CDU-Fraktion damals kritisch gesehen worden sei. Diese
Bedenken hätten sich zerstreut. Die Gesamtschule leiste ausgezeichnete Arbeit
und genieße über die Stadtgrenzen hinaus einen hervorragenden Ruf. Sicherlich
könne die Schule auch die von der Verwaltung vorgeschlagene Erweiterung
meistern. Dennoch komme seine Fraktion nach Abwägung aller Argumente – die
unter anderem der Stadtverordnete Kassel in seiner Ansprache beispielhaft
aufgeführt habe – und nach Deutung des Ergebnisses der Elternbefragung zu dem
Ergebnis, dass sie keine Änderung der Schullandschaft in Geilenkirchen wolle.
Entsprechend werde seine Fraktion auch abstimmen.
Bürgermeister Fiedler widersprach dem Punkt,
dass die Verwaltung offenbar ihre Hausaufgaben nicht gemacht habe.
Beigeordneter Brunen nehme regelmäßig am runden Tisch zur kreisweiten
Schulentwicklung teil. Quasi über Nacht hätten die Gemeinden Selfkant und
Gangelt der Gangelter Hauptschule den Todesstoß versetzt. In den eben erwähnten
Beratungsrunden sei in dieser Angelegenheit lange Zeit „Mikado“ gespielt worden
und er habe Verständnis für die Notwendigkeit einer schnellen Entscheidung der
Gemeinden Selfkant und Gangelt. Die Dynamik dieses schnellen Beschlusses habe
das Thema Schulentwicklung in Geilenkirchen ebenfalls dynamisiert. Seitdem habe
er alle Hände voll zu tun. Natürlich wäre der Verwaltung ein längerer Vorlauf
ebenfalls lieber gewesen. Auch eine Elternbefragung vor einigen Monaten hätte
man bevorzugt. Dass sich die jetzige Entwicklung so abzeichne, sei nicht
abzusehen gewesen. Die Stellung der Realschulen habe er erst kürzlich mit dem
ehemaligen aus Geilenkirchen stammenden Schulstaatssekretär der CDU besprochen,
der eine Attraktivierung der Realschule für unablässig halte, um sie überlebensfähig
zu machen. Und dies gelte im großstädtischen Umfeld. Durch ein eigenes
pädagogisches Profil, sei dies vielleicht auch im ländlichen Raum zu erreichen.
Die Verwaltung sehe die Entwicklung der Realschule aufgrund der
Zahlenentwicklung in den vergangenen Jahren pessimistisch. Und dies habe nichts
damit zu tun, dass er in der unternehmerischen Sprache „ein Produkt schlecht
reden wolle“. In dieser ganzen Situation habe er zum Beispiel auch von der
Realschule die Vorlage eines pädagogisch begründeten Konzepts erwartet, um der
negativen Entwicklung entgegen zu wirken. Dies wäre darüber hinaus ein
Qualitätszeichen der Schule gewesen.
Stadtverordneter Kravanja schloss sich an,
dass er die vom Bürgermeister angesprochene Dynamik ähnlich sehe. Erst nach
Aufkündigung der Hauptschule in Gangelt sei eine neue Situation für
Geilenkirchen entstanden. Er sehe es als problematisch an, einen
zukunftssicheren Beschluss zu fassen. Verschiedentlich sei eben bereits
angeklungen: es gebe einen Glauben, ein Bauchgefühl, Intuition, eine Vermutung
in Bezug auf Deutung der Zahlen der Elternbefragung. Aber Genaues wisse man
einfach nicht. Den Erhalt der Realschule, die zur Vielfalt der Schullandschaft
in Geilenkirchen beitrage, würde man gerne sichern. Die Frage sei, ob man
mittelfristig zu einer anderen Entscheidung gezwungen werde. Aus der
Elternbefragung habe man jedenfalls nur ein Ergebnis eindeutig erkennen können:
die Sekundarschule wolle niemand. Es gebe viele Argumente für und wider, aber
ein richtig oder ein falsch gebe es nicht. Auch innerhalb seiner Fraktion sei
das Thema kontrovers diskutiert worden und es sei keine einhellige Meinung
entstanden. Jeder Stadtverordnete sollte in dieser Sache nach besten Wissen und
Gewissen handeln und daher beantrage er geheime Abstimmung. Eventuell habe er
mit diesem Antrag nun etwas vorweggenommen, das vielleicht auch aus einer
anderen Fraktion gefordert worden wäre. Er müsse noch hinzufügen, dass die
Realschule in den vergangenen Wochen sowohl vom Rat als auch von der Verwaltung
wie das „ungeliebte Kind“ dargestellt worden sei. Dem müsse er ausdrücklich
widersprechen. Die Realschule sei eine gute Schule und ihr Verdienst für die
Geilenkirchenerinnen und Geilenkirchener sollte nicht in Abrede gestellt
werden. Momentan gehe es lediglich um die beste Lösung unter den gegebenen Umständen.
Stadtverordneter Eggert stellte fest, dass
derzeit so viel über Schulentwicklung gesprochen werde wie in den letzten drei
bis fünf Jahren nicht mehr. Er wolle nicht alle Argumente wiederholen, die
unter anderem vom Stadtverordneten Benden angesprochen worden seien.
Grundsätzlich freue er sich darüber, dass seine Fraktion das Thema angestoßen
habe. So etwas komme nicht von den Konservativen. Wie schwer ihnen brisante
Themen fallen würden, habe man am Ausgang der letzten Kommunalwahl gesehen. Bei
der Entscheidungsfindung sollten die Kinder im Vordergrund stehen und auch
seine Fraktion habe viel diskutiert. Unter anderem habe man mit anderen
Fraktionen, Pädagogen und den Schulleitern verschiedene Szenarien
durchgespielt. Die Mehrheit seiner Fraktion sei für die Gesamtschullösung, wobei
der Faktor des längeren gemeinsamen Lernens wesentlich bei der Entscheidung
gewesen sei. Darüber hinaus sollten Geilenkirchener Kinder auf Geilenkirchener
Schulen gehen. Eine andere Lösung würde sich zudem negativ auf die Hauptschüler
auswirken. Natürlich sei eine siebenzügige Gesamtschule nicht toll, wobei sich
die Schulgröße angesichts der demographischen Entwicklung auf eine Fünf- bis
Sechszügigkeit einpendeln werde. Zukünftig werde auch die Inklusion eine
gravierende Rolle spielen. Auch in der SPD-Fraktion könne jeder nach seinem
Gewissen entscheiden, wobei er schon jetzt sagen könne, dass alle die gleiche
Meinung vertreten würden.
Stadtverordnete Thelen meinte, dass sich mit
der Änderung der Schulsituation in Gangelt auch Änderungen in der
Geilenkirchener Schullandschaft ergeben hätten und dass alle Geilenkirchener
Kinder eine Chance erhalten sollten, in Geilenkirchen zur Schule gehen.
Inhaltlich hätte sich ihre Partei entgegen der Darstellung des Bürgermeisters begründet
für die Einrichtung der Sekundarschule eingesetzt. Nur auf diese Weise könnten
eine Haupt- und Realschule und ein Gymnasium unter einem Dach auf integrative
oder teilintegrative Weise zusammengebracht werden. Zudem sei der Vertrag mit
der Hauptschule Gangelt gekündigt worden. Nun werde die Sekundarschule aufgrund
des Elternwillens nicht in Geilenkirchen eingerichtet. Dies habe sicherlich mehrere
Gründe. Tatsächlich habe der Bürgermeister die Schule auf dem Elternabend nicht
sehr vorteilhaft dargestellt. Eine optimale Lösung gebe es aber offenbar
zurzeit nicht und bei Erhalt der Realschule werde man sich nächstes oder
übernächstes Jahr sicherlich erneut über die Geilenkirchener Schullandschaft
unterhalten. Wenn die Realschule weiter bestehe, solle die Verwaltung dafür
Sorge tragen, dass die Hauptschülerinnen und –schüler eine Möglichkeit hätten,
einen adäquaten Unterricht zu besuchen. Hier sei Vorsorge notwendig.
Bürgermeister Fiedler wiederholte, dass er
keine Phantomdiskussion führen wolle. Der besagte Elternabend sei mehrere
Wochen her und es sei legitim zu hinterfragen, wie eine Kooperation drei
verschiedener Schulform in einer möglich sei. Er habe die Nachhaltigkeit dieser
Schulform kritisch betrachtet wobei hier wesentliche Fragen nicht hätten
beantwortet werden können. Darüber hinaus halte sich die Verwaltung in der
gesamten Diskussion strikt an das vorliegende Zahlenmaterial.
Stadtverordnete Thelen widersprach, dass auf
der Abendveranstaltung für die Eltern drei Schulformen vorgestellt worden
seien. Die Vorstellung der Gesamt- und Realschule sei durch den Rektor bzw.
Konrektor vorgenommen worden, die für ihre jeweilige Schulform entsprechend
Werbung gemacht hätten. Lediglich die Sekundarschule sei neutral und kritisch
dargestellt worden. Hier hätte man im Vorfeld drei neutrale Personen als Redner
gewinnen müssen.
Stadtverordneter Solenski fasste zusammen,
dass die Stadtverordneten Kravanja und Wolff schon ausführlich auf die Thematik
eingegangen seien. Erstens sei im Vorfeld suggeriert worden, dass der Rat gegen
die Aufrechterhaltung der Realschule sei, womit sicherlich die Befragung
beeinflusst worden sei. Zweitens habe natürlich jeder das Recht zu kritisieren.
Der Stadtverordnete Wolff habe ein Gentleman-Agreement vorgeschlagen; die
Kritik des Stadtverordneten Benden sei jedoch unter der Gürtellinie.
Stadtverordneter Mingers erläuterte, dass
der Stadtverordnete Kravanja korrekt festgestellt habe, dass man nicht genau
wisse, wie es weitergehe. Entscheidend sei, dass die Landesregierung den
„Schulkrieg“ in die Stadträte gebracht habe. Dies sei ein Skandal. Er habe die
Präferenz, sich nach dem erklärten Elternwillen zu richten. Der Vorschlag der
Verwaltung spiegele diesen am ehesten wider, so dass er sich dem
Beschlussvorschlag anschließen könne.
Stadtverordneter Jansen machte deutlich,
dass die Beschulung aller Geilenkirchener Kinder in Geilenkirchen das Ziel sei.
Warum heute eine Entscheidung über den Erhalt der Realschule getroffen werden
müsse, könne er nicht verstehen. Man sollte die Schulen wie bisher weiterführen
und aufgrund der gesetzlichen Anforderung eine neue Kooperation mit einer
Hauptschule eingehen. Zu Bedenken sei, dass die Einrichtung einer
Sekundarschule gerecht gegenüber allen sei.
Beigeordneter Brunen führte aus, dass sich
die rechtliche Situation zum Thema Hauptschule ein wenig differenzierter
darstelle. Eine Verpflichtung zur Kooperation mit einer Hauptschule bestehe,
wenn Geilenkirchen eine Schülerzahl aufbiete, die einen zweizügigen Unterricht
erforderlich machen würde. Dies sei vor ein paar Jahren noch der Fall gewesen,
so dass die Kooperation mit der Gemeinde Gangelt geschlossen worden sei.
Mittlerweile würden 18-20 Schülerinnen und Schüler aus Geilenkirchen eine
Hauptschule besuchen. Damit entfalle die Kooperationsverpflichtung für
Geilenkirchen. Die Schülerinnen und Schüler könnten sich frei orientieren.
Stadtverordneter Benden stellte fest, dass
es vielleicht keine gesetzliche Pflicht gebe. Nichtsdestotrotz stehe die Stadt
in der Verantwortung, was mit den Schülerinnen und Schülern der Hauptschule
passiere. Man könne nicht blauäugig vorgehen. Auch zukünftig werde es Abgänger
von der Realschule nach der sechsten Klasse geben, die dann die passende
Schulform für sich finden müssten. Bei der Entscheidung könnten nicht nur die
starken Kinder Berücksichtigung finden. Gerade die Schwachen bräuchten den
Respekt und die Unterstützung für ihre weitere Entwicklung. Wenn man so
vorgehe, wie der Beigeordnete Brunen vorgeschlagen habe, dann werde es
zukünftig in Geilenkirchen weitergehende soziale Probleme geben, die unter anderem
von fehlgeleiteten und nicht unterstützten Jugendlichen herrühren. Jetzt
sollten nicht an der falschen Stelle Einsparungen gemacht werden.
Stadtverordneter Kassel erwähnte, dass die
am Besuch einer Hauptschule interessierten Schülerinnen und Schüler die
Möglichkeit hätten, die Schule in Übach-Palenberg zu besuchen. Diejenigen, die
den Fahrtweg nicht in Kauf nehmen würden, könnten sich an der Gesamtschule
anmelden. Drei bis vier Personen könnten pro Klasse noch aufgenommen werden, so
dass jeder Hauptschüler bei Interesse an der Gesamtschule einen Platz finden
könne.
Stadtverordnete Thelen erklärte, dass es
eine gesetzlich vorgeschriebene Verteilung der Schülerinnen und Schüler auf die
Gesamtschule gebe und daher nicht alle Hauptschüler durch die Gesamtschule
aufgefangen werden könnten.
Beigeordneter Brunen ergänzte, dass ein
Auswahlverfahren erst dann stattfinde, wenn es einen Anmeldeüberhang gebe. Dann
werde zur Vergabe der zusätzlichen Plätze aus drei verschiedenen
Leistungsgruppen die gleiche Schülermenge gezogen. Dieses Auswahlverfahren
finde aber tatsächlich erst statt, wenn mehr Plätze als vorhanden nachgefragt
würden. Vorher sei die Platzvergabe frei.
Stadtverordneter Dr. Möhring machte
deutlich, dass der Stadtverordnete Eggert die Haltung der SPD-Fraktion zum
Ausdruck gebracht habe. Eine Nachfrage nach der Sekundarschule gebe es in
Geilenkirchen nicht. Wenn man sich die Zahlen der Elternbefragung zur
Realschule ansehe und die Diskussion aus dem Ausschuss für Bildung und Soziales
betrachte, dann müsse man sich unweigerlich fragen, wie es mit der Realschule
weitergehe. Mittlerweile werde der Unterricht an der Realschule nicht mehr
vier- sondern zweizügig geführt. Diese Zahlen seien momentan recht stabil,
wobei die Abgänge nach der Erprobungsphase in der sechsten Klasse die Zahlen
noch mal senken würden. Eine schlichte Interpretation der Ergebnisse führe ihn
zu der Frage, ob die Realschule auch einzügig weitergeführt werden könne oder
solle.
Stadtverordneter Benden beantragte die
Erweiterung des Beschlussvorschlags, um darüber abzustimmen, dass die Stadt
Geilenkirchen auf freiwilliger Basis einen Kooperationsvertrag mit einer
Hauptschule zur Unterbringung Geilenkirchener Hauptschülerinnen und –schüler
treffen solle.
Bürgermeister Fiedler machte darauf
aufmerksam, dass diese Frage rein inhaltlich zur Diskussion in einen Ausschuss
verwiesen werde sollte. Bei der anstehenden Entscheidung gehe es um zwei
verschiedene Prinzipien, wobei beide ihre Berechtigung hätten. Zum einen gehe
es um das Angebot an alle Geilenkirchener Kinder in ihrer Stadt beschult zu
werden. Zum anderen stehe der Erhalt der vielfältigen Schullandschaft im Raum.
Bürgermeister Fiedler rief zur geheimen
Abstimmung über den Beschlussvorschlag der Verwaltung auf. Frau Frohn und Frau
Hensen wurden zu Auszählern bestimmt.