Sitzung: 14.03.2013 Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung
Vorlage: 712/2012
Der
Ausschuss stimmte dem Antrag Herrn Kaspers zu und vertagte eine Entscheidung
bis zur nächsten Ratssitzung.
Herr Benden verwies auf die Sitzungsvorlage der Verwaltung und bat um
Wortmeldungen.
Frau Kals-Deußen stellte fest, dass das Projekt Bahnunterführung ein
großes finanzielles Wagnis darstelle, das die Stadt zurzeit nicht stemmen
könne. Es bestünde dann auch die Gefahr, dass es an anderer Stelle wegen
fehlender Mittel zu Investitionstaus in der Stadt zum Nachteil der Bürger
kommen könne.
Sie sah aber gleichzeitig dringenden Handlungsbedarf und stellte die
Frage in den Raum, ob eine Verschiebung des Projektes um vielleicht 5 Jahre
oder 10 Jahre möglich sei.
Auch stelle sich die Frage, was mit dem Gelände der alten Post geschehe,
wenn die Bahnunterführung nicht realisiert werde.
Herr Wolff legte dar, dass auch in der CDU-Fraktion sehr ausführlich
diskutiert worden sei und man sich letztendlich nicht habe einigen können. Auch
er bat die Verwaltung darum, das Projekt zu verschieben, um Zeit zu gewinnen.
Möglicherweise sei in Zukunft noch mehr Verkehr auf der Bahnstrecke verbunden
mit längeren Schließungszeiten zu erwarten, weshalb man das Projekt nicht ganz
zu den Akten legen solle. Vielmehr solle man die weitere Entwicklung noch etwas
beobachten.
Lt. Herrn R. Jansen sei die Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN ganz genau
derselben Meinung. Er hielt das Projekt wichtig für Geilenkirchen, es sei
zurzeit aber nicht finanzierbar. Vielleicht könne die Bezirksregierung gebeten
werden, die Gelder zu verschieben.
Herr Kasper erklärte, dass sich auch die FDP-Fraktion sehr schwer getan
habe. Jetzt könne man sich eine Bahnunterführung nicht leisten, aber wenn man
jetzt nein sage, sei die Entscheidung für eine Generation getroffen. Die
Entwicklung in den nächsten 10 Jahren sei nicht abzusehen. Wenn die Möglichkeit
bestünde zu schieben, wäre dies toll. Wenn aber ja gesagt werde, kämen
mindesten 50.000,00 € Planungskosten auf die Stadt zu. Um dieses Risiko gehe
es.
Herr Hausmann erläuterte die Situation aus förderungsrechtlicher Sicht.
Seit 2008 werde um das Projekt gekämpft. Wenn man daran festhalte, entstünden
weitere Ausgaben für Planung, dann sei auch eine Planungsvereinbarung mit der
Bahn zu schließen. Hier rede man über hohe Beträge, die man nicht beziffern
könne. In den Zeiten, in denen um die Bahnunterführung gekämpft worden sei,
hätten erste Mittel 2014 fließen sollen. Dann habe sich die Verwaltung in Köln
für eine Verschiebung nach 2016 eingesetzt.
Außerdem bestünde das Problem, dass der Eigentümer des Postareals seit
Jahren mit dem Projekt rechne. Die Stadt habe das Grundstück kaufen wollen. Der
Grunderwerb müsse vorfinanziert werden, sei aber vielleicht nur zur Hälfte
förderfähig.
Wenn im Herbst das Einplanungsgespräch mit der Bezirksregierung geführt
werde, könne man sich vielleicht wieder etwas einfallen lassen, um eine weitere
Verschiebung zu erreichen. Aber zumindest müsse dann ein Planungsauftrag
vergeben werden, für den die Mittel aber nicht zur Verfügung stünden.
Zudem sei das Projekt an dieser Stelle gestorben, wenn der Eigentümer
des alten Postgeländes das Grundstück verwerte.
Aus seiner Sicht sei die Bahnunterführung in den nächsten 10 Jahren
nicht zu schultern. Wenn heute lediglich eine Zurückstellung beschlossen würde,
müsse aber auch die Weisung an die Verwaltung ergehen, nicht weiter zu planen.
Herr Benden verwies auf die Zahlen in der Sitzungsvorlage, die nicht
ganz mit den von Herrn Hausmann gemachten Angaben übereinstimmten. Wenn man
sich jetzt nicht für das Projekt ausspreche, sei die Bahnunterführung auf Ewig
gestorben.
Der Bürgermeister plädierte eingehend für die Einstellung des Projektes.
Er führte insbesondere drei Gründe an:
- Mittel für
die Realisierung einer Bahnunterführung stünden mindestens in den nächsten
10 Jahren nicht zur Verfügung.
- Die
Kostenaufstellung lt. Sitzungsvorlage sei nicht abschließend. Es stelle
sich die Frage, was mit den abgeschnittenen Straßenenden und den
angrenzenden Wegen passiere.
- Der Nutzen
einer Bahnunterführung sei nicht geklärt. Eine verkehrliche Erleichterung
ziehe zwangsläufig immer zusätzlichen Verkehr nach sich. Die Maßnahmen an
der Konrad-Adenauer-Straße hätten aber gerade auch eine Minderung des
Verkehrs bezweckt.
Generell bestünden auch heute schon andere Möglichkeiten für
Kraftfahrer, in die Innenstadt zu kommen, die auch von vielen genutzt würden.
Auch würde die Bedeutung des Bahnübergangs in vielen Teilen der Bevölkerung für
Fußgänger und Radfahrer als hoch angesehen. Eine Bahnunterführung stelle für
Autofahrer eine Verbesserung, für alle anderen Verkehrsteilnehmer aber eine
Erschwernis dar.
Herr Benden meinte, wenn die Bahnunterführung nicht komme, wären aber
auch Maßnahmen an Straßen im Bereich des Bahnübergangs erforderlich, was in die
Überlegungen einfließen müsste. Diese Straßen müssten ohnehin attraktiver
gestaltet werden.
Wenn die Bahnunterführung sterbe, sei in Hinblick auf Kundenströme aus
Baesweiler und Übach-Palenberg auch eine Diskussion über Stadtmarketing
hinfällig. Die Verwaltung solle beauftragt werden, bis Herbst alles Mögliche
herauszuholen.
Herr Kasper erklärte, auch Bauchschmerzen bei einer Entscheidung zu
haben. Er hielt auch die Argumente des Bürgermeisters für nachvollziehbar und
für gewichtig. Vielleicht solle eine Entscheidung in den Rat verschoben werden.
Er stelle daher den Antrag, im Rat über die Angelegenheit zu entscheiden.
Er stellte die Frage, welche Kosten auf die Stadt konkret zukämen, falls
sich der Rat für den Versuch einer Verschiebung der Maßnahme ausspreche.
Herr Hausmann entgegnete, dass seiner Ansicht nach die Fördermittel
nicht noch einmal geschoben werden könnten. Derzeit seien Fördermittel für 2016
vorgesehen, ob es zur Förderung komme, stehe aber noch in den Sternen.
Zudem müssten die Maßnahmen aus dem Handlungskonzept umgesetzt werden,
da man nicht davon ausgehen könne, einen neuen Förderbescheid zu erhalten.
Herr Benden erwiderte, dass nach Zeitungsinformationen immer Gespräche
mit der Bezirksregierung zur Verschiebung der Mittel möglich seien. Herr
Hausmann ging daraufhin nochmals auf die Fördersituation ein.
Herr R. Jansen warnte davor, die kalkulierten Zahlen als absolut
anzusehen. Lt. ihren Wahlprogrammen wollten alle Parteien nach der
Bundestagswahl am 22. September den Kommunen helfen. Vielleicht sei die
Maßnahme bis nächstes Jahr zu retten, wenn sich möglicherweise neue Wege finden
ließen für eine Finanzierung. Sicherlich finde sich auch ein Weg, den
Eigentümer des alten Postgeländes hinzuhalten.
Herr Gerards stellte heraus, dass wohl alle die Unterführung haben
wollten, die aber aufgrund der Haushaltslage nicht zu finanzieren sei. Die
Realisierung der Maßnahme sei unverantwortlich, man müsse dies dem Bürger so
ehrlich klarmachen.
Dr. Möhring verwies auf die Reaktivierung der Bahnstrecke Heinsberg
Lindern und meinte, dass dann in Zukunft noch mehr Züge führen.
Dies wurde von der Verwaltung verneint. In Lindern würde demnächst
lediglich ein Wagon von dem aus Heinsberg kommenden Zug abgekoppelt und an
ohnehin aus Mönchengladbach Richtung Aachen fahrende Züge angekoppelt.
Frau Kals-Deußen wollte dem Antrag von Herrn Kasper nicht zustimmen. Sie
hielt auch die Aussage für falsch, dass ohne Unterführung ein Stadtmarketing
nicht mehr nötig sei.
Herr Bürgermeister Fiedler versicherte an dieser Stelle, dass ein
genehmigungsfähiges Haushaltssicherungskonzept für eine Konsolidierung bis 2023
vorgelegt werde, die die vom Gesetzgeber vorgeschriebene Haushaltssanierung
enthalte. Die Haushaltssanierung sei oberste Pflicht. Der für eine
Bahnunterführung erforderliche Eigenanteil könne unter keinen Umständen noch in
dieses Konzept hineinpassen. Auch solle man nicht mit Segnungen für die
Kommunen rechnen, sondern vielmehr die Situation über die Stadtgrenze hinaus
beobachten, wo auf allen Ebenen die Schuldenbremse gezogen werde. Zudem habe
der Eigentümer des betroffenen Grundstückes verlässliche Investitionsabsichten
und warte seit sechs Jahren auf eine Entscheidung.
Auch sehe die Öffentlichkeit das Projekt ohnehin nicht einheitlich. Bei
einer Realisierung der Maßnahme werde es eine massive Diskussion über die
Sinnhaftigkeit dieses Projektes geben.
Herr Paulus bestätigte, dass in zwei Bürgerversammlungen die Meinungen
geteilt gewesen seien. Wenn man an der Maßnahme festhalte, müsse man
konsequenterweise auch jetzt das Grundstück kaufen. Man könne nicht erwarten,
dass der Eigentümer das Grundstück jahrelang vorhalte.
Herr Ebel brachte die Sache auf den Punkt: Man könne solange diskutieren
wie man wolle, es sei kein Geld für die Bahnunterführung da!
Herr Kasper wiederholte nochmals seinen Antrag, eine Abstimmung bis zur
nächsten Ratssitzung zurückzustellen. Herr Benden plädierte für eine
Abstimmung.
Abstimmungsergebnis:
Ja: |
14 |
Nein: |
5 |
Enthaltung: |
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