Sitzung: 22.05.2013 Ausschuss für Bildung und Soziales
Vorlage: 757/2013
Herr Pauli bedankte sich für
die Einladung des Ausschusses und berichtete über die Integration der Schüler
mit Hauptschulempfehlung sowie der
Kinder mit dem Förderbedarf Emotional/Sozial und eines körperbehinderten Kindes
an der städtischen Realschule. Gerade bezüglich der Kinder mit Förderbedarf
arbeite die Realschule hervorragend mit der Janusz-Korczak-Schule zusammen.
Hier finde ein regelmäßiger und guter Austausch statt. Eine
Integrations-Fachkraft der Janusz-Korczak-Schule sei zwei volle Tage pro Woche
in der Realschule tätig. Ihr wurde ein Gruppenraum zur Verfügung gestellt, in dem
sie beispielsweise den Schülern in den Pausen die Anleitung zu Entspannungsübungen anbiete. Gerade Kinder
mit Hauptschulempfehlung bräuchten viel Aufmerksamkeit, um sie zu einem
sozialverträglichen Verhalten anzuleiten. Auch deswegen habe man eine
Kooperationspartnerschaft mit dem „Zille“ gebildet und ein Anti-Mobbing-Projekt
ins Leben gerufen. Das alles führe dazu, dass die Gruppen entspannter an der
Schule miteinander umgingen. Auch die Schüler mit Hauptschulempfehlung stellten
sich langsam auf eine Leistungssteigerung ein und die Kinder fingen jetzt an zu
arbeiten. Deswegen überlege man, die Eltern anzusprechen, die Erprobungsstufe
auf drei Jahre heraufzusetzen. Auch wäre es für die Entwicklung der Kinder von
Vorteil, wenn ihnen ein Sonderpädagoge an die Seite gestellt würde bzw. eine
kinderpsychologischer Dienst. Da es seitens der Elternhäuser leider oftmals
Versäumnisse in dieser Hinsicht gebe, habe die Schule auch ein Interesse das
Verhalten der Schüler in eine sozialverträgliche Richtung zu lenken. Dazu
gehörten die Einrichtung gemeinsamer Essens-, Lern- und Spielzeiten oder auch
Anleitungen, wie zum Beispiel „wie lerne ich lernen“, Politikunterricht, oder
andere Maßnahmen, die ein verträgliches Miteinander förderten. Jetzt endlich
würden die Schüler auch Verhaltensänderungen zeigen, sich sozialverträglicher
verhalten und auch eine Leistungssteigerung zeigen. Leider werde eine Schülerin
die Realschule verlassen, weil sie doch lieber eine Hauptschule besuchen wolle.
Die entsprechenden Fragen
Herrn Bendens beantwortete Herr Pauli wie folgt:
Die von ihm vorhin erwähnte
Schülerin werde wahrscheinlich die Hauptschule in Übach-Palenberg oder Erkelenz
besuchen können. Auch an der
Anita-Lichtenstein-Gesamtschule habe es in der Vergangenheit ähnliche Fälle
gegeben.
Die Kinder mit
emotionalem/sozialem Förderbedarf seien nicht aggressiv, sondern destruktiv im
Handeln. Sie seien leistungsbereit, bräuchten jedoch mehr Unterstützung um ihr
schulisches Ziel zu erreichen.
Es seien tatsächlich
ursprünglich 57 Schüler mit Hauptschul-Empfehlung an der Realschule aufgenommen
worden. Zwei Kinder seien durch Zuzug dazu gekommen.
Frau Thelen zeigte sich
beunruhigt über die Aussage Herrn Paulis, dass erst zwei Monate vor Ende des
Schuljahres die Kinder begonnen hätten zu lernen. Die Erprobungsstufe betrage
zwei Jahre und nicht drei. Ehe die Kinder nach Ende der Erprobungsstufe scheitern
und damit wertvolle Zeit verlieren würden, wäre es besser, sie verließen die
Realschule nach einem Jahr.
Bürgermeister Fiedler zeigte
sich ebenfalls über diese Aussage erschrocken und erkundigte sich, wie viele
Kinder davon betroffen seien.
Herr Pauli antwortete, das
sei nicht in exakte Zahlen zu fassen. Die meisten Kinder würden von Anfang an
lernen, einige von ihnen bedürften hierzu jedoch einer Anregung. Ein Teil der
Schüler sei zum Beispiel besonders stark in den naturwissenschaftlichen Fächern,
es mangele dann aber in anderen. Er gehe derzeit davon aus, dass etwa 8 Kinder
in der Erprobungsstufe verbleiben würden.
Herr Benden erinnerte Herrn
Pauli an seine Aussage von vor einem Jahr, dass alle Kinder mitgenommen würden.
Offenbar könne er diese nicht einhalten.
Frau Thelen fragte, was mit
den Kindern wäre, für die eine Weiterbeschulung an der Realschule nach drei
Jahren nicht möglich wäre. Gerade hieran sehe man, wie wichtig ein
Kooperationsvertrag mit einer Nachbarkommune wäre, um auch die Hauptschüler ortsnah
und angemessen beschulen zu können.
Bürgermeister Fiedler zeigte
sich erleichtert über den Bericht des Herrn Pauli und wertete ihn als
pädagogisch optimistische Prognose für die Zukunft.
Herr Winands bezeichnete die
Beantwortung der in der Sitzung gestellten Fragen durch Herrn Pauli als
aufschlussreich und positiv. Es sei gut, wenn die Schüler/Innen mit
Hauptschulabschluss so gefördert würden, wie Herr Pauli es beschrieben habe und
sie so in die Lage versetzt würden, den Anforderungen einer Realschule gerecht
zu werden.
Herr Körner sprach die
Möglichkeit an, Schülern mit Hauptschulempfehlung, die den Anforderungen der
Realschule nicht gerecht werden könnten, ans Förderzentrum Hückelhoven zu
verweisen. Herr Pauli antwortete darauf, ein Scheitern der Kinder sei nicht
angedacht. Vielmehr sollten sie zum Realschulabschluss geführt werden. Auf die
entsprechende Nachfrage Herrn Körners antwortete er, die Realschule versuche
kleinere Klassenstärken zu erreichen.
Herr Benden sprach nochmals
die Situation an, dass eine Schülerin statt in die Klasse 6 der Realschule nun zur
Hauptschule wechseln müsse. Das entspreche nicht dem Versprechen Herrn Paulis,
das er vor einem Jahr gegeben hatte, „alle Kinder würden mitgenommen“. Es gebe
aber keine Möglichkeit, Kinder aus Geilenkirchen ortnah in einer Hauptschule zu
beschulen. Heute zeige sich, dass vor einem Jahr der falsche Beschluss in
Ausschuss und Rat gefasst wurde.
Herr Kappes bezeichnete die
Entscheidung, die Realschule zu belassen, als richtig. Durch eine hervorragende
Förderung und der Erprobungsphase erhielten auch Schüler mit
Hauptschulempfehlung die Möglichkeit einen Realschulabschluss zu erlangen. Das
wäre doch eine großartige Möglichkeit für diese Schüler.
Herr Schumacher erinnerte
daran, dass Geilenkirchen über ein hervorragendes Gymnasium, eine ebenso gute
Realschule und eine Gesamtschule verfüge. Alle drei Schulen seien anerkannt.
Man solle doch diese gewachsene Geilenkirchener Schullandschaft nicht zerreden.
Die Schüler/Innen mit Hauptschulempfehlung, die keine Aufnahme in der
Gesamtschule fänden, könnten in der Realschule eine schulische Heimat finden.
Es sei auch nicht so, dass die Schülerin, die nun die Realschule verlassen
müsse, fallen gelassen würde. Wenn jemand – wie diese Schülerin – sich der
Leistung, die nun einmal zum Lernen erforderlich sei, verweigere, müsse er die Konsequenz
ziehen und die Schule verlassen.
Herr Plum verwies ebenfalls
auf die vielfältige Schullandschaft in Geilenkirchen. Einzig bleibe die
Problematik, die Schüler mit Hauptschulempfehlung angemessen zu beschulen. Diese
Kinder könnten auch Aufnahme in der Realschule finden. Es gäbe Kinder, die
lernten gerne, bräuchten jedoch eine längere Erprobungsphase. Damit müsse man künftig leben. Das
Ausschussmitglied erkundigte sich, wie der Schulalltag an der Realschule
verlaufe. Herr Pauli verwies zur Beantwortung der Frage auf seine eingangs
getätigten Ausführungen. Durch die Förderung der Schüler mit
Hauptschulempfehlung ergebe sich ein enormer zusätzlicher Beratungsbedarf, den
die Lehrer leisten müssten. Dieser läge bei ca. ½ bis 1 Stunde pro Tag. Beraten
würden nicht nur Schüler, sondern auch Eltern, Hilfseinrichtungen, und Schulsozialarbeiterinnen.
Herr Kassel sah es nicht
problematisch, dass lediglich eine Schülerin aufgrund eines Verhaltens, das sie
sich selbst zuzuschreiben habe, die Realschule verlassen müsse. Das sei auch so
bei Gymnasiasten, die zur Realschule wechseln müssten. Müssten aber beispielsweise fünf Schüler die Realschule verlassen, wäre
das bedenklich und zwinge zum Handeln.
Frau Thelen befand den Umgang
mit dieser Schülerin als verantwortungslos. Man gehe bei der Beurteilung der
Schüler immer von der Mittelschicht aus. Versage ein Schüler weil er hier nicht
mithalten könne, sei er immer selbst schuld.
Herr Sybertz meinte, man
solle Kindern, die ihre Verhaltensauffälligkeiten abgelegt und doch noch
Schwierigkeiten mit dem Lernen hätten, mehr Raum und Zeit dafür geben. Es sei
wichtig, dass auch sie einen Schulabschluss erhielten, der ihnen die Erlernung
eines Berufes ermögliche.