Betreff
Benennung einer Straße im Bereich der Erweiterung des Gewerbegebietes Niederheid, Bebauungsplan 106
Vorlage
140/2014
Aktenzeichen
12 21 32
Art
Vorlage

Beschlussvorschlag:

Die Erschließungsanlage im Bereich des zukünftigen Gewerbegebietes Bebauungsplan 106 erhält den Namen „Lise-Meitner-Straße“.


Sachverhalt:

Zurzeit läuft die Erschließung des zukünftigen Gewerbegebietes südwestlich der Sittarder Straße hinter der Gärtnerei Stahl. Die Arbeiten sollen Ende dieses Jahres abgeschlossen sein. Aus diesem Grund soll die Benennung der Erschließungsstraße vorbereitet werden.

 

In Ergänzung des bestehenden Gewerbegebietes an der nordöstlichen Seite der Sittarder Straße mit den Straßen Benzstraße, Gutenbergstraße, Ottostraße und Einsteinstraße sollte sich der Name der Erschließungsstraße des zukünftigen Gewerbegebietes ebenfalls im Bereich der Erfinder wiederfinden.

 

Bei der letzten Straßenbenennung in 2012 wurde aus den Reihen des Stadtrates angeregt, dass zukünftig bei der Vergabe von personenbezogenen Straßennamen auch Frauen Berücksichtigung finden sollen.

Aus diesem Grund wird für die Straßenbenennung der Name „Lise-Meitner-Straße“ vorgeschlagen. Lise Meitner, geb. 1878 in Wien, gest. 1968 in Cambridge, war eine bedeutende Kernphysikerin, die ab 1907 30 Jahre lang mit Otto Hahn und Otto Frisch an der Berliner Universität forschte. In Deutschland war Frauen das Studium erst ab 1909 erlaubt, so dass Meitner in ihren ersten beiden Jahren in Berlin die Universität heimlich betreten musste. 1939 gelang ihr mit Otto Hahn die physikalisch-theoretische Erklärung der Kernspaltung. Der Nobelpreis 1945 für diese Leistung blieb jedoch Otto Hahn vorbehalten. Durch die Annektierung Österreichs wurde Lise Meitner 1938 Deutsche und war als Jüdin stark gefährdet. Mit Hilfe ihrer Kollegen floh sie über die Niederlande und Dänemark nach Schweden, wo sie die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit ihren Kollegen aus der Ferne fortsetzte. Lise Meitner blieb während des II. Weltkriegs in Schweden. Als überzeugte Pazifistin lehnte sie die militärische Nutzung der Kernenergie strikt ab. Ab 1947 leitete Lise Meitner die kernphysikalische Abteilung der Universität Stockholm und erhielt zahlreiche Gastprofessuren in den USA. 1960 siedelte sie für die letzten acht Jahre ihres Lebens nach Cambridge um und setzte sich unermüdlich für die friedliche Nutzung der Kernenergie ein.

Meitner war auch nach dem Krieg häufig Gast in Deutschland und wurde mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen geehrt. Sie ist eine der international höchstgeehrten und –ausgezeichneten Wissenschaftlerinnen deutscher bzw. österreichischer Herkunft. Zahlreiche Gymnasien und Straßen in vielen deutschen Städten sind nach Lise Meitner benannt. Im Hof der Humboldt-Universität Berlin steht ein Denkmal zu ihren Ehren.

Lise Meitner repräsentiert in hervorragender Weise die erfolgreiche Arbeit von Frauen in einer männerdominierten Welt der Wissenschaft und Forschung vor dem II. Weltkrieg. Sie steht stellvertretend für die jüdischen Frauen und Männer aus Wissenschaft und Kultur, die wegen des Rassismus der Nationalsozialisten aus Deutschland emigrieren mussten. Sie widersetzte sich als Pazifistin im II. Weltkrieg und im Kalten Krieg der militärischen Nutzung der Kernkraft.

 

Die Benennung der Straße in dem zukünftigen Gewerbegebiet wurde mit dem Ortsvorsteher abgestimmt.