Betreff
Vorstellung eines Konzepts zur "Weiterentwicklung des Wurmauenparks"
Vorlage
403/2011
Art
Vorlage

Beschlussvorschlag:

Der Rat beauftragt die Verwaltung mit der Umsetzung der im Rahmen des Haushaltes realisierbaren Maßnahmen.

 


Sachverhalt:

Eine ämterübergreifende Arbeitsgruppe hat sich seit Mai 2010 wiederholt mit der Frage beschäftigt, wie ein neues Nutzungskonzept für den Wurmauenpark durch Fördermittel des Landes gefördert werden könnte. Die Haushaltsplanung für das Jahr 2011 zeigte jedoch im weiteren Verlauf des Vorjahres, dass die Stadt nicht in der Lage sein würde, ausreichend Eigenmittel für eine wirkliche Umgestaltung in Kofinanzierung durch ein Förderprogramm vorzuhalten. Seit Jahresbeginn 2011 konzentrierte sich die AG auf kostenneutrale organisatorische Neuerungen in einem Nutzungskonzept und investive Maßnahmen mit einem minimalen Mitteleinsatz. Das Haushaltssicherungskonzept schließt inzwischen aber selbst kleine investive Maßnahmen im Rahmen der freiwilligen Leistungen aus. Die Verwaltung legt dem Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung deshalb ein neues Nutzungskonzept für den Park vor, das den haushalterischen Gegebenheiten der Stadt angepasst ist und den Akzent auf Aktivitäten setzt, die den Haushalt nicht zusätzlich belasten.

 

1. Ausgangslage

 

Der im Jahr 2000 angelegte Wurmauenpark ist ein zentrumsnaher, sowohl für Fußgänger aus der Innenstadt als auch Autofahrer sehr gut erreichbarer Naherholungsraum am Rande der Geilenkirchener Innenstadt. Er bietet unterschiedlichen Nutzergruppen (Kleinkindern, Skateboardfahrern, Dirt-Bikern auf der angrenzenden Dirt-Line, Radfahrern auf der Durchfahrt auf dem Wurmradweg) Möglichkeiten zu Spiel, Sport und Rast. Der gesamten Bevölkerung dient er zum Spazieren, Naturerlebnis am Wasser und  – vereinzelt – zum Erleben von Veranstaltungen. Wie bei jeder Einrichtung zur Freizeitgestaltung und Naherholung ließen sich bei Anlage des Parks bestimmte Faktoren nicht voraussagen, welche die Akzeptanz und die Nutzungsarten beeinflussten. Nach 11 Jahren lässt sich feststellen, dass der Wurmauenpark ein neues Konzept für seine Umgestaltung und künftige Nutzung braucht. In einer Stärken-/Schwächenanalyse des Parks zeigt sich, dass im Ist-Zustand die Schwächen das Besucherverhalten negativ beeinflussen und durch die Vorteile nicht aufgewogen werden können. Die Chancen überwiegen jedoch die Risiken des Parks:

 

Stärken:

 

-          zentrumsnahe Lage

 

-          ausreichend Parkplätze

 

-          Wasser und Uferanlagen als attraktive Gestaltungselemente

 

-          behindertengerechte Wege

 

-          kleinkindgerechte Spielmöglichkeiten

 

-          Veranstaltungsfläche mit Sonnensegel

 

-          ausreichend Rasenflächen für vielfältige Nutzungsformen

 

-          jugendgerechte Sportanlagen (Skater, Dirt-Biker)

 

Schwächen:

 

-          andauernde Zerstörungen durch Vandalismus

 

-          wenig Schatten

 

-          zu wenig Sitzgelegenheiten

 

-          kein Alleinstellungsmerkmal im Vergleich zu anderen Parkanlagen der Region

 

-          keine besonderen Anziehungsfaktoren in der Flora für eine Bevölkerung mit hohem Anteil an privater Gartennutzung (kein Bedarf an „Gartenersatz“)

 

-          als Veranstaltungsort noch nicht ausreichend angenommen

 

-          nur provisorische Toilettenanlage

 

-          keine Gastronomie (nur ein Verkaufswagen in Frühjahr und Sommer)

 

Chancen:

 

-          Wurmauenpark als Veranstaltungsort für verschiedene Zielgruppen etablieren (Jugendliche, ältere Mitbürger, Familien)

 

-          als stadtnahen öffentlichen Raum für Pausen und zum „Luftschnappen“ bekannter machen (mehr Bänke, kleine Gastronomie)

 

-          Identifizierung stärken: „unser Park“ (Freiwilligenprojekt mit „Patenschaften“ und „Kümmerer“-Aufgaben, Beteiligung bei Bepflanzungen, Veranstaltungen in Regie von Vereinen, Mitmachspiele, Kurse (Gartenpraxis, Tai Chi im Park, Skater-Wokshop usw.)

 

-          wechselnde saisonale Bepflanzungen erhöhen Anreiz zu häufigerem Besuch

 

-          geplante neue Brücke über Wurm und fußläufige Verbindung zum Gerbergassen-Viertel vor dem Rewe-Center her schaffen sicheren, gut beleuchteten und kurzen Weg zwischen Stadtmitte und Park

 

Risiken:

 

-          Verbesserung der fußläufigen Verbindung ist abhängig von Kooperation der Rewe-Gruppe und der Verwirklichbarkeit der neuen Brückenanlage

 

-          Investitionen sind in der städtischen Haushaltslage der nächsten Jahre sehr schwierig, wenn nicht ausgeschlossen

 

-          Zerstörung bestehender und neuer Ausstattungsgegenstände durch Vandalismus

 

Die Entwicklung und hohe Akzeptanz anderer junger Park- und Freizeitanlagen in anderen Kommunen der Region haben gezeigt, dass die Risiken – bis auf höhere zur Verfügung stehende Investitionsvolumina – vergleichbar waren und überwunden werden konnten. Die Geilenkirchener Ausgangssituation wird erschwert durch die Tatsache, dass Investitionen aufgrund der schlechten Haushaltslage in den nächsten Jahren nicht verwirklicht werden können. Die im Folgenden beschriebene Zielsetzung des Nutzungskonzepts konzentriert sich deshalb auf Ziele, die auch in einem Haushaltssicherungskonzept realisiert werden können.

 

2. Zielsetzung

 

Das vorliegende Nutzungskonzept verfolgt Ziele, die nicht auf große gestalterische Eingriffe in den Wurmauenpark hinzielen, sondern auf eine Veränderung im Nutzungsverhalten und auf eine Erhöhung der Besucherzahlen durch eine Kombination verschiedener Elemente setzen. Die Ziele im Einzelnen:

 

-          Der Wurmauenpark wird durch Veranstaltungen für alle Altersgruppen als Bühne, Spielfläche und Lernraum bekannt und wird von wesentlich mehr Menschen besucht als bisher.

 

-          Der Park wird durch eine Verbesserung der fußläufigen Erreichbarkeit und durch verbesserte Verweilmöglichkeiten stärker akzeptiert und genutzt als zentrumsnaher öffentlicher Raum für Pausen, Spaziergänge und Bewegungsspiele.

 

-          Die Stadtverwaltung öffnet den Park für Aktivitäten unter Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern in Kooperation mit Bildungseinrichtungen und Organisationen des Naturschutzes, der Jugend- und der Seniorenarbeit.

 

-          Der Park bleibt in seiner ursprünglichen gartenarchitektonischen Planung unverändert; durch ein verbessertes Pflege- und Bepflanzungsprogramm (unter Einsatz eines ständigen „Kümmerers“ und Formen aktiver Beteiligung durch die Bevölkerung) werden saisonale Bepflanzungen möglich, notwendige Reparaturen an Wegen, Ufern und Mobiliar sowie Säuberungsarbeiten schnell erkannt und durchgeführt und das Miteinander verschiedener Nutzergruppen erleichtert.

 

-          Die Attraktivität des Parks wird gesteigert durch das, was in dem Park geschieht, weniger durch das, was zusätzlich in den Park investiert wird.

 

3. Notwendige Investitionen

 

Die Zielsetzungen können nicht ganz ohne zusätzliche Investitionen erreicht werden. Hatte sich die ämterübergreifende AG zunächst bemüht, investive Maßnahmen mit einem möglichst kleinen Mitteleinsatz zu definieren, so wurde seit Beginn dieses Jahres immer deutlicher, dass ein Haushaltssicherungskonzept gar keine neuen Investitionen für den Park zulassen würde. Ursprünglich geplant waren:

 

-          ein „Parkpavillon“ zum Betrieb einer kleinen Gastronomie in den Sommermonaten mit Außenmobiliar (Terrassenbestuhlung)

 

-          eine Toilettenanlage

 

-          eine Bouleanlage

 

-          neues Außenmobiliar (als Ersatz bzw. Ergänzung):

- 200 transportable Stühle für Kulturveranstaltungen

-  1 Beleuchtungsanlage für Außenveranstaltungen (transportabel, leicht aufbabar)

- 1 Beschallungsanlage für Außenveranstaltungen (transportabel)

- 15 Parkbänke

- Ersatz der jetzigen Abfalleimer

                       

Im Rahmen laufender Unterhaltungsarbeiten erlaubt der Haushalt noch:

 

-          Neubepflanzung der jetzt ausgeräumten Beete

-          dringend notwendige Reparaturen der Uferböschungen und der Trittstein-Anlage

 

4. Beteiligungsformen

 

Im Sinne der oben beschriebenen Zielsetzungen soll der Park sich entwickeln durch neue Formen der Teilnahme und Teilhabe an den Nutzungsformen. Durch die Angebote sollen unterschiedliche Bevölkerungsgruppen zum Mitmachen angeregt werden. Mehr Verantwortung auf viele Interessenten verteilen und dadurch die Identifikation mit dem Park stärken, ist das wichtigste Prinzip des neuen Nutzungs- und Entwicklungskonzepts für den Wurmauenpark. Im Einzelnen:

 

a) Ständige „Kümmerer“

 

Der Bauhof setzt ab dem Frühjahr 2011 einen Gärtner als ständigen „Kümmerer“ für den Wurmauenpark ein.  Er wird als Ansprechpartner für gerade solche Besucher fungieren, die durch häufige Besuche des Parks eine besondere Affinität zu dieser Anlage entwickelt haben. Die Stadt wird diesen „Kümmerer“ dabei unterstützen, einen lockeren Kreis von freiwilligen Helfern und Freunden des Parks zu etablieren, die ihn durch genaueres Hinschauen auf Beschädigungen und auf das Wohlergehen der Fauna (Schutz von Gelegen, evtl. Beseitigung von gefährdendem Abfall, Information der Besucher) unterstützen. Die Nutzer der Skater-Anlage und der Dirt-Line sollen die Gelegenheit haben, mit Mitarbeitern des Bauhofs zusammen Reparatur- und Verschönerungsarbeiten an ihren Sportanlagen selbst durchzuführen.

 

b) Patenschaften für Beete und Pergolen

 

Durch die Zusammenarbeit mit Schulen und Organisationen des Naturschutzes, der Jugend- und Seniorenarbeit und der Erwachsenenbildung sollen Patenschaften für bestimmte Bepflanzungsbereiche entstehen. Kurse zu gärtnerischen Themen sollen (in Kooperation mit der VHS, anderen Bildungswerken oder Einzelpersonen) zur Entstehung kleinerer Projekte führen, die von interessierten Bürgern verantwortet und gepflegt werden (z. B. ein kleines Feuchtbiotop, ein kleiner Kräutergarten, ein Hochbeet für Kindergartengruppen, Baumschnittkurse, Rosen- und Päonienpflanzungen) Solche Übernahmen von Verantwortung für kleine „Kapitel“ des Parks stärken die Identifizierung mit der Anlage.

 

Die beschriebenen Beteiligungsformen entsprechen neuen Entwicklungen in der Freizeitgestaltung: keine festen Bindungen an Vereinsstrukturen mehr, keine festen Trainingszeiten, individuelles Maß an Einsatz für die gemeinsame Sache. Antrieb für solche neuen Formen lockerer Zusammenarbeit kommt aus dem immer häufiger auftretenden Wunsch, sich jenseits verbindlicher organisierter Strukturen für das Gemeinwesen einzusetzen, eine Tendenz, die weltweit zu erkennen ist und beschrieben wird (vgl. die Arbeiten zur Gemeinwesenorientierung und zur Neubestimmung des „Raums“ und die zahlreichen Initiativen Marco Marchionis, beschrieben in www.sozialraum.de). An die Stelle des „die Stadt soll sich kümmern“ tritt das Prinzip des „wir kümmern uns gemeinsam“.

 

5. Veranstaltungen

 

Aufgrund der finanziellen Einschränkungen der Stadt wird das Kulturamt nicht in der Lage sein, neue Veranstaltungsformen im Wurmauenpark selbst zu finanzieren und durchzuführen. Der Wurmauenpark kann aber durch Nutzungen von Musikvereinen und anderen Veranstaltern in seiner Anziehungskraft als sommerlicher Veranstaltungsort gestärkt werden. Das Kulturamt der Stadt wird solche Nutzungen organisatorisch und programmatisch unterstützen. Bereits etablierte bzw. für 2011 geplante  Veranstaltungsformen der Stadt (Kunsthandwerkermarkt usw.) werden weiterhin den Trend unterstützen, den Wurmauenpark als Veranstaltungsort noch bekannter und beliebter zu machen.

 

6. Finanzierung

 

Die Investitionen sind, wie oben bereits beschrieben, selbst bei größter Zurückhaltung in der Kalkulation aus haushalterischen Gründen in der mittelfristigen Finanzplanung nicht zu realisieren. Sie seien der Anschauung halber dennoch erwähnt:

 

Bouleanlage

 

 15.000 €

Parkpavillon

 

 

 

Gebäude

 

 70.000 €

Inneneinrichtung

 20.000 €

Kanal, Versorgungsleitungen

 20.000 €

 

Toilettenanlage

 

 70.000 €

Kanal, Versorgungsleitungen

 20.000 €

 

Bepflanzungen*

 

 30.000 €

 

Reparatur Uferböschungen*

 25.000 €

 

Bestuhlung

 19.000 €

 

Beschallungsanlage

   2.500 €

 

Lichtanlage

   2.500 €

 

*zum Teil im Rahmen laufender Unterhaltungskosten finanzierbar

 

 

Summe

294.000 €

 

 

Die Zahlen zeigen, dass mit einem relativ kleinen Mitteleinsatz wirkungsvolle Investitionen im Rahmen eines geänderten Nutzungskonzepts getätigt werden könnten, wenn die haushalterische Lage der Stadt es erlaubte. Die oben beschriebenen nicht-monetären Elemente des Konzepts bereiten jedoch den Park im Rahmen eines kohärenten Konzepts auf solche, in späteren Jahren zu verwirklichenden Investitionen vor.