Beschlussvorschlag:
Der Rat beauftragt die Verwaltung mit der Umsetzung der im Rahmen des
Haushaltes realisierbaren Maßnahmen.
Sachverhalt:
Eine ämterübergreifende Arbeitsgruppe hat sich seit Mai 2010 wiederholt
mit der Frage beschäftigt, wie ein neues Nutzungskonzept für den Wurmauenpark
durch Fördermittel des Landes gefördert werden könnte. Die Haushaltsplanung für
das Jahr 2011 zeigte jedoch im weiteren Verlauf des Vorjahres, dass die Stadt
nicht in der Lage sein würde, ausreichend Eigenmittel für eine wirkliche Umgestaltung
in Kofinanzierung durch ein Förderprogramm vorzuhalten. Seit Jahresbeginn 2011
konzentrierte sich die AG auf kostenneutrale organisatorische Neuerungen in
einem Nutzungskonzept und investive Maßnahmen mit einem minimalen
Mitteleinsatz. Das Haushaltssicherungskonzept schließt inzwischen aber selbst
kleine investive Maßnahmen im Rahmen der freiwilligen Leistungen aus. Die
Verwaltung legt dem Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung
deshalb ein neues Nutzungskonzept für den Park vor, das den haushalterischen
Gegebenheiten der Stadt angepasst ist und den Akzent auf Aktivitäten setzt, die
den Haushalt nicht zusätzlich belasten.
1. Ausgangslage
Der im Jahr 2000 angelegte Wurmauenpark ist ein zentrumsnaher, sowohl
für Fußgänger aus der Innenstadt als auch Autofahrer sehr gut erreichbarer
Naherholungsraum am Rande der Geilenkirchener Innenstadt. Er bietet
unterschiedlichen Nutzergruppen (Kleinkindern, Skateboardfahrern, Dirt-Bikern
auf der angrenzenden Dirt-Line, Radfahrern auf der Durchfahrt auf dem
Wurmradweg) Möglichkeiten zu Spiel, Sport und Rast. Der gesamten Bevölkerung
dient er zum Spazieren, Naturerlebnis am Wasser
und – vereinzelt – zum Erleben von Veranstaltungen.
Wie bei jeder Einrichtung zur Freizeitgestaltung und Naherholung ließen sich
bei Anlage des Parks bestimmte Faktoren nicht voraussagen, welche die Akzeptanz
und die Nutzungsarten beeinflussten. Nach 11 Jahren lässt sich feststellen,
dass der Wurmauenpark ein neues Konzept für seine Umgestaltung und künftige
Nutzung braucht. In einer Stärken-/Schwächenanalyse des Parks zeigt sich, dass
im Ist-Zustand die Schwächen das Besucherverhalten negativ beeinflussen und
durch die Vorteile nicht aufgewogen werden können. Die Chancen überwiegen
jedoch die Risiken des Parks:
Stärken:
-
zentrumsnahe
Lage
-
ausreichend
Parkplätze
-
Wasser
und Uferanlagen als attraktive Gestaltungselemente
-
behindertengerechte
Wege
-
kleinkindgerechte
Spielmöglichkeiten
-
Veranstaltungsfläche
mit Sonnensegel
-
ausreichend
Rasenflächen für vielfältige Nutzungsformen
-
jugendgerechte
Sportanlagen (Skater, Dirt-Biker)
Schwächen:
-
andauernde
Zerstörungen durch Vandalismus
-
wenig
Schatten
-
zu
wenig Sitzgelegenheiten
-
kein
Alleinstellungsmerkmal im Vergleich zu anderen Parkanlagen der Region
-
keine
besonderen Anziehungsfaktoren in der Flora für eine Bevölkerung mit hohem
Anteil an privater Gartennutzung (kein Bedarf an „Gartenersatz“)
-
als
Veranstaltungsort noch nicht ausreichend angenommen
-
nur
provisorische Toilettenanlage
-
keine
Gastronomie (nur ein Verkaufswagen in Frühjahr und Sommer)
Chancen:
-
Wurmauenpark
als Veranstaltungsort für verschiedene Zielgruppen etablieren (Jugendliche,
ältere Mitbürger, Familien)
-
als
stadtnahen öffentlichen Raum für Pausen und zum „Luftschnappen“ bekannter
machen (mehr Bänke, kleine Gastronomie)
-
Identifizierung
stärken: „unser Park“ (Freiwilligenprojekt mit „Patenschaften“ und
„Kümmerer“-Aufgaben, Beteiligung bei Bepflanzungen, Veranstaltungen in Regie
von Vereinen, Mitmachspiele, Kurse (Gartenpraxis, Tai Chi im Park,
Skater-Wokshop usw.)
-
wechselnde
saisonale Bepflanzungen erhöhen Anreiz zu häufigerem Besuch
-
geplante
neue Brücke über Wurm und fußläufige Verbindung zum Gerbergassen-Viertel vor
dem Rewe-Center her schaffen sicheren, gut beleuchteten und kurzen Weg zwischen
Stadtmitte und Park
Risiken:
-
Verbesserung
der fußläufigen Verbindung ist abhängig von Kooperation der Rewe-Gruppe und der
Verwirklichbarkeit der neuen Brückenanlage
-
Investitionen
sind in der städtischen Haushaltslage der nächsten Jahre sehr schwierig, wenn
nicht ausgeschlossen
-
Zerstörung
bestehender und neuer Ausstattungsgegenstände durch Vandalismus
Die Entwicklung und hohe Akzeptanz anderer junger Park- und
Freizeitanlagen in anderen Kommunen der Region haben gezeigt, dass die Risiken
– bis auf höhere zur Verfügung stehende Investitionsvolumina – vergleichbar
waren und überwunden werden konnten. Die Geilenkirchener Ausgangssituation wird
erschwert durch die Tatsache, dass Investitionen aufgrund der schlechten Haushaltslage
in den nächsten Jahren nicht verwirklicht werden können. Die im Folgenden
beschriebene Zielsetzung des Nutzungskonzepts konzentriert sich deshalb auf
Ziele, die auch in einem Haushaltssicherungskonzept realisiert werden können.
2. Zielsetzung
Das vorliegende Nutzungskonzept verfolgt Ziele, die nicht auf große
gestalterische Eingriffe in den Wurmauenpark hinzielen, sondern auf eine
Veränderung im Nutzungsverhalten und auf eine Erhöhung der Besucherzahlen durch
eine Kombination verschiedener Elemente setzen. Die Ziele im Einzelnen:
-
Der
Wurmauenpark wird durch Veranstaltungen für alle Altersgruppen als Bühne,
Spielfläche und Lernraum bekannt und wird von wesentlich mehr Menschen besucht
als bisher.
-
Der
Park wird durch eine Verbesserung der fußläufigen Erreichbarkeit und durch
verbesserte Verweilmöglichkeiten stärker akzeptiert und genutzt als
zentrumsnaher öffentlicher Raum für Pausen, Spaziergänge und Bewegungsspiele.
-
Die
Stadtverwaltung öffnet den Park für Aktivitäten unter Beteiligung von
Bürgerinnen und Bürgern in Kooperation mit Bildungseinrichtungen und
Organisationen des Naturschutzes, der Jugend- und der Seniorenarbeit.
-
Der
Park bleibt in seiner ursprünglichen gartenarchitektonischen Planung
unverändert; durch ein verbessertes Pflege- und Bepflanzungsprogramm (unter
Einsatz eines ständigen „Kümmerers“ und Formen aktiver Beteiligung durch die
Bevölkerung) werden saisonale Bepflanzungen möglich, notwendige Reparaturen an
Wegen, Ufern und Mobiliar sowie Säuberungsarbeiten schnell erkannt und
durchgeführt und das Miteinander verschiedener Nutzergruppen erleichtert.
-
Die
Attraktivität des Parks wird gesteigert durch das, was in dem Park geschieht,
weniger durch das, was zusätzlich in den Park investiert wird.
3. Notwendige Investitionen
Die Zielsetzungen können nicht ganz ohne zusätzliche Investitionen
erreicht werden. Hatte sich die ämterübergreifende AG zunächst bemüht,
investive Maßnahmen mit einem möglichst kleinen Mitteleinsatz zu definieren, so
wurde seit Beginn dieses Jahres immer deutlicher, dass ein
Haushaltssicherungskonzept gar keine neuen Investitionen für den Park zulassen
würde. Ursprünglich geplant waren:
-
ein
„Parkpavillon“ zum Betrieb einer kleinen Gastronomie in den Sommermonaten mit
Außenmobiliar (Terrassenbestuhlung)
-
eine
Toilettenanlage
-
eine
Bouleanlage
-
neues
Außenmobiliar (als Ersatz bzw. Ergänzung):
- 200
transportable Stühle für Kulturveranstaltungen
- 1 Beleuchtungsanlage für Außenveranstaltungen
(transportabel, leicht aufbabar)
- 1
Beschallungsanlage für Außenveranstaltungen (transportabel)
- 15
Parkbänke
- Ersatz
der jetzigen Abfalleimer
Im Rahmen laufender Unterhaltungsarbeiten erlaubt der Haushalt noch:
-
Neubepflanzung
der jetzt ausgeräumten Beete
-
dringend
notwendige Reparaturen der Uferböschungen und der Trittstein-Anlage
4. Beteiligungsformen
Im Sinne der oben beschriebenen Zielsetzungen soll der Park sich
entwickeln durch neue Formen der Teilnahme und Teilhabe an den Nutzungsformen.
Durch die Angebote sollen unterschiedliche Bevölkerungsgruppen zum Mitmachen
angeregt werden. Mehr Verantwortung auf viele Interessenten verteilen und
dadurch die Identifikation mit dem Park stärken, ist das wichtigste Prinzip des
neuen Nutzungs- und Entwicklungskonzepts für den Wurmauenpark. Im Einzelnen:
a) Ständige „Kümmerer“
Der Bauhof setzt ab dem Frühjahr 2011 einen Gärtner als ständigen
„Kümmerer“ für den Wurmauenpark ein. Er
wird als Ansprechpartner für gerade solche Besucher fungieren, die durch
häufige Besuche des Parks eine besondere Affinität zu dieser Anlage entwickelt
haben. Die Stadt wird diesen „Kümmerer“ dabei unterstützen, einen lockeren
Kreis von freiwilligen Helfern und Freunden des Parks zu etablieren, die ihn
durch genaueres Hinschauen auf Beschädigungen und auf das Wohlergehen der Fauna
(Schutz von Gelegen, evtl. Beseitigung von gefährdendem Abfall, Information der
Besucher) unterstützen. Die Nutzer der Skater-Anlage und der Dirt-Line sollen
die Gelegenheit haben, mit Mitarbeitern des Bauhofs zusammen Reparatur- und
Verschönerungsarbeiten an ihren Sportanlagen selbst durchzuführen.
b) Patenschaften für Beete und Pergolen
Durch die Zusammenarbeit mit Schulen und Organisationen des
Naturschutzes, der Jugend- und Seniorenarbeit und der Erwachsenenbildung sollen
Patenschaften für bestimmte Bepflanzungsbereiche entstehen. Kurse zu
gärtnerischen Themen sollen (in Kooperation mit der VHS, anderen Bildungswerken
oder Einzelpersonen) zur Entstehung kleinerer Projekte führen, die von
interessierten Bürgern verantwortet und gepflegt werden (z. B. ein kleines
Feuchtbiotop, ein kleiner Kräutergarten, ein Hochbeet für Kindergartengruppen,
Baumschnittkurse, Rosen- und Päonienpflanzungen) Solche Übernahmen von
Verantwortung für kleine „Kapitel“ des Parks stärken die Identifizierung mit
der Anlage.
Die beschriebenen Beteiligungsformen entsprechen neuen Entwicklungen in
der Freizeitgestaltung: keine festen Bindungen an Vereinsstrukturen mehr, keine
festen Trainingszeiten, individuelles Maß an Einsatz für die gemeinsame Sache.
Antrieb für solche neuen Formen lockerer Zusammenarbeit kommt aus dem immer
häufiger auftretenden Wunsch, sich jenseits verbindlicher organisierter
Strukturen für das Gemeinwesen einzusetzen, eine Tendenz, die weltweit zu
erkennen ist und beschrieben wird (vgl. die Arbeiten zur
Gemeinwesenorientierung und zur Neubestimmung des „Raums“ und die zahlreichen
Initiativen Marco Marchionis, beschrieben in www.sozialraum.de).
An die Stelle des „die Stadt soll sich kümmern“ tritt das Prinzip des „wir
kümmern uns gemeinsam“.
5. Veranstaltungen
Aufgrund der finanziellen Einschränkungen der Stadt wird das Kulturamt
nicht in der Lage sein, neue Veranstaltungsformen im Wurmauenpark selbst
zu finanzieren und durchzuführen. Der Wurmauenpark kann aber durch Nutzungen
von Musikvereinen und anderen Veranstaltern in seiner Anziehungskraft als
sommerlicher Veranstaltungsort gestärkt werden. Das Kulturamt der Stadt wird
solche Nutzungen organisatorisch und programmatisch unterstützen. Bereits
etablierte bzw. für 2011 geplante
Veranstaltungsformen der Stadt (Kunsthandwerkermarkt usw.) werden
weiterhin den Trend unterstützen, den Wurmauenpark als Veranstaltungsort noch
bekannter und beliebter zu machen.
6. Finanzierung
Die Investitionen sind, wie oben bereits beschrieben, selbst bei größter
Zurückhaltung in der Kalkulation aus haushalterischen Gründen in der
mittelfristigen Finanzplanung nicht zu realisieren. Sie seien der Anschauung
halber dennoch erwähnt:
Bouleanlage |
15.000 € |
Parkpavillon |
|
Gebäude |
70.000 € |
Inneneinrichtung |
20.000 € |
Kanal, Versorgungsleitungen |
20.000 € |
Toilettenanlage |
70.000 € |
Kanal, Versorgungsleitungen |
20.000 € |
Bepflanzungen* |
30.000 € |
Reparatur Uferböschungen* |
25.000 € |
Bestuhlung |
19.000 € |
Beschallungsanlage |
2.500 € |
Lichtanlage |
2.500 € |
*zum Teil im
Rahmen laufender Unterhaltungskosten finanzierbar |
|
Summe |
294.000 € |
Die Zahlen zeigen, dass mit einem relativ kleinen Mitteleinsatz
wirkungsvolle Investitionen im Rahmen eines geänderten Nutzungskonzepts
getätigt werden könnten, wenn die haushalterische Lage der Stadt es erlaubte.
Die oben beschriebenen nicht-monetären Elemente des Konzepts bereiten jedoch
den Park im Rahmen eines kohärenten Konzepts auf solche, in späteren Jahren zu
verwirklichenden Investitionen vor.